Sport: Eine Niederlage zur rechten Zeit
Beim Weltmeister-Empfang der Rudergesellschaft blickte die Bundestrainerin schon auf Olympia
Stand:
Beim Weltmeister-Empfang der Rudergesellschaft blickte die Bundestrainerin schon auf Olympia Von Henner Mallwitz Als Peter Langbehn beim traditionellen Weltmeister-Empfang der Potsdamer Rudergesellschaft am Freitag Abend im Seekrug von einer „erfolgreichen Saison“ sprach, maß Jutta Lau dem nicht allzu viel Bedeutung bei. „Als Chef der PRG muss er sich natürlich auf alle Athleten beziehen“, erklärte die Frauen-Bundestrainerin später. „Und wenn wir uns den Nachwuchs ansehen, hat er damit durchaus auch Recht. Doch unsere Ziele im Frauenbereich haben wir in diesem Jahr einfach nicht erreicht.“ Ein unbequemes Thema, auf das die erfolgreichste Rudertrainerin der Welt über längere Zeit nicht gern angesprochen wurde. Inzwischen schon. Die verkorkste Ruder-WM in Mailand ist Geschichte, und auch die Sportlerinnen haben die Niederlagen verkraftet. Niederlagen? Ja, ohne Frage, denn die erfolgsverwöhnten Athletinnen vom Seekrug stimmte der zweite Platz im Doppelzweier mit Britta Oppelt und Kathrin Boron ebenso wenig zufrieden wie die Bronzemedaille, die sich Manuela Lutze, Kerstin El-Qalqili, Marita Scholz und Peggy Waleska unter der italienischen Sonne umhängen durften. „Schon im Vorfeld der WM zeichnete sich das unterschiedliche Leistungsniveau im Doppelvierer ab“, erzählte Jutta Lau. Zahnoperation bei El-Qalqili, Meniskus-OP bei Scholz, erhöhter Arbeitsstress bei Lutze: „Ich stand vor der Wahl, Boron und Oppelt in den Doppelvierer zu nehmen. Aber ich wollte beides fahren.“ Gerade der Doppelvierer, so Jutta Lau, habe wie in jedem Jahr den großen Erfolgsdruck verkraften müssen. Mailand wäre die Möglichkeit gewesen, nach dem Vizemeistertitel von Roudnice 1993 – damals wurden die Chinesinnen Weltmeister – zum zehnten Mal in Folge Gold im Paradeboot der Frauen zu holen. Auch wenn es nicht klappte, stellte sich das Festhalten an beiden Booten dennoch als eine gute Entscheidung der Bundestrainerin heraus. Denn mit dem zweiten und dritten Platz qualifizierten sich die Damen für Athen. Bei Olympia soll alles anders werden, und darauf ist jetzt die volle Konzentration gerichtet. Und, so die Trainerin, manchmal müsse eine Niederlage eben zur rechten Zeit kommen. „Lieber in Mailand als in Athen.“ Anfang November machen sich die Damen im Athletik- und Wasserlager Sabaudia fit, bevor es zur Jahreswende zum Höhentraining in die Schweiz geht. „Wir werden mannschaftlich noch intensiver trainieren“, gibt Jutta Lau vor. Auch einige Juniorinnen werden die Einheiten mit den „Erfahrenen“ absolvieren und wollen sich empfehlen. Ein kluger Schachzug der Trainerin. „Die Jüngeren machen hoffentlich ein bisschen Druck.“
Henner Mallwitz
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: