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Landeshauptstadt: Eine Plakette für Europa
Villa Schöningen erhält erstes Europäisches Kulturerbe-Siegel als Symbol der Deutschen Teilung
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Die Villa Schöningen, das Schloss Cecilienhof und die Glienicker Brücke haben seit gestern etwas gemeinsam: Erstmals in Deutschland wurden am Mittwoch Orte mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet. Insgesamt zwölf Stätten des Netzwerks „Eiserner Vorhang“ erhielten das Siegel, das symbolhaft für gemeinsame kulturelle Wurzeln der Staaten Europas steht – und die drei historischen Potsdamer Stätten zählen dazu.
Stellvertretend für die anderen Stätten wurde gestern die erste Plakette des Europäischen Kulturerbe-Siegels der Villa Schöningen in Potsdam verliehen. Die Villa dokumentiert in einer Dauerausstellung die Deutsche Teilung und diente ehemals als DDR-Kindergarten. Sie sei ein „Symbol der Einheit“, sagte Dr. Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG, der als Eigentümer der Villa Schöningen die Plakette entgegennahm. Man sei Stolz und dankbar, dieses Siegel an diesem „fröhlichen Ort der Freiheit“ entgegenzunehmen. Schloss Cecilienhof erhielt das Siegel, weil dort 1945 die Potsdamer Konferenz der Siegermächte stattfand. Die Glienicker Brücke wurde als Symbol der Teilung Deutschlands und damit auch Europas ausgezeichnet.
Die Auszeichnungen seien ein „deutliches Bekenntnis zu den geistigen und kulturellen Wurzeln Europas“ bezeichnete Cornelia Pieper (FDP), Staatsministerin im Auswärtigen Amt, die Bedeutung des Siegels in der Villa Schöningen. Es habe „gesamteuropäische Dimension“, betonte auch die Berliner Staatssekretärin für Stadtentwicklung, Maria Krautzberger (SPD). Jedoch habe die Auszeichnung zugleich auch den Auftrag, die zwölf Stätten mit Leben zu füllen, sagte Martin Gorholt (SPD), Staatssekretär für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.
Das Europäische Kulturerbe-Siegel ging 2006 aus einer zwischenstaatlichen Initiative europäischer Länder hervor. Künftig soll das Siegel von einer formellen EU-Initiative koordiniert werden. Man wolle sich mit einer europäischen Kulturerbe-Auszeichnung auch bewusst vom international verliehenen UNESCO-Weltkulturerbe abgrenzen.
Kriterium für die Auswahl der mit dem Kulturerbe-Siegel ausgezeichneten Stätten waren „Aspekte der einstigen Systemkonfrontation und deren Überwindung“, erklärte Dr. Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, welche federführend das Netzwerk „Eiserner Vorhang“ koordiniert. Man entschied sich für einen „repräsentativen Querschnitt“ von Orten mit politischer Bedeutung, ehemalige Grenzübergänge oder -sicherungen sowie von Orten des individuellen und bürgerschaftlichen Widerstandes.
Neben der erwünschten Verbundenheit der Bürgerinnen und Bürger soll das frisch verliehene Europäische Kulturerbe-Siegel auch wirtschaftliche Ziele erfüllen – die Förderung des Tourismus. Deshalb wird auch in Zukunft auf Besucherfreundlichkeit, Mehrsprachigkeit und Vernetzung der ausgezeichneten Stätten Wert gelegt.
Demnächst sollen auch „Stätten der Reformation“ mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet werden.
Simon Grimm
Simon Grimm
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