
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Eine Pressemitteilung mit Folgen
Die Sanierungen am Mercure waren womöglich nicht rechtens. Die Stadt hat nun Unterlagen gefordert
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Es war die erste Pressemitteilung seit Jahren, die das Mercure-Hotel Anfang Januar veröffentlichte. „Abriss, nein danke!“ hieß es kämpferisch in der Überschrift. Die Mitteilung, in der auch das Landtagseröffnungs-Wochenende Mitte Januar mit Sonderpreisen im Mercure-Hotel angepriesen wurde, sollte der Auftakt zu einem Neustart für das umstrittene Hochhaus in Potsdams Stadtmitte sein. Doch nun hat das Schreiben womöglich ein teures Nachspiel.
Denn ein Satz in der Pressemitteilung hatte die Stadtverwaltung hellhörig werden lassen. Er lautet: „In den letzten Monaten haben wir mehrere Hunderttausend Euro in moderne Technik investiert, in der nächsten Zeit tauschen wir die Hotelbetten aus und nehmen die ein oder andere Renovierung vor.“ Damit wollte Hoteldirektor Marco Wesolowski unterstreichen, dass er an die Zukunft des Hotels glaubt, und von Abriss – wie ihn die Stadt am liebsten hätte – keine Rede sein kann.
Doch nun will die Stadt wissen, was genau für Renovierungen vorgenommen wurden – beantragt wurden diese nämlich nicht. Da das Hotel im Sanierungsgebiet Potsdamer Mitte liegt, hätte ein solcher Antrag möglicherweise aber eingereicht werden müssen. „Wir haben das Hotel aufgefordert, Unterlagen zu den erwähnten Maßnahmen zu liefern“, sagte Potsdams Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) den PNN. Wenn die Unterlagen vorliegen, werde geprüft, ob die Bauarbeiten genehmigungspflichtig gewesen wären.
Dass die Stadt neuerdings so spitzfindig ist, hat einen Grund. Denn sie will das 17-stöckige Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Landtagsschloss am Alten Markt am liebsten kaufen, um es anschließend abreißen zu lassen. Je mehr in das Haus investiert wird, desto teurer wäre ein solcher Kauf – wie auch Klipp indirekt sagte: „Wir haben kein Interesse an einer Wertsteigerung des Gebäudes.“
Beim Hotel wollte man sich dazu auf PNN-Anfrage nicht äußern und verwies auf das laufende Verfahren. Der Fall dürfte aber für wenig Freude sorgen. Denn im Haus ist man zunehmend genervt von der Debatte um den Abriss, die einen erheblichen Imageschaden für das Hotel bedeutet. „Manche denken schon, wir seien geschlossen“, ließ sich Wesolowski in der besagten Pressemitteilung zitieren. Doch man wolle sich von der Politik nicht einschüchtern lassen. „Solange sich weder Grundstück noch Hotel im Besitz der Stadt Potsdam befinden, läuft hier der ganz normale Hotelbetrieb.“
Tatsächlich ist das Hotel noch nicht im Besitz der Stadt, und in der Verwaltung herrscht offenbar auch Unklarheit darüber, wem das Haus derzeit überhaupt gehört. Offenbar will sich das US-amerikanische Investment-Unternehmen Starwood Capital Group Anteile an der insolventen Besitzgesellschaft des Finanzinvestors Blackstone kaufen. Noch im November hieß es, der Deal müsse nur noch von der EU genehmigt werden, doch seitdem hat auch die Stadtverwaltung nichts mehr gehört.
Offenbar hofft die Stadt aber weiterhin, dem neuen Eigentümer beziehungsweise der Besitzgesellschaft das Hotel abkaufen zu können – daher der Unmut über die Sanierungsmaßnahmen. Bislang hat sich die Verwaltung an Renovierungsarbeiten im Mercure nicht groß gestört, obwohl das Haus seit der Wende schon zweimal einer Grundsanierung unterzogen wurde. Zum ersten Mal vor der Wiedereröffnung 1992 unter dem neuen Namen Mercure, zum zweiten Mal um die Jahrtausendwende.
Damals seien alle Zimmer, Badezimmer sowie sämtliche Gänge renoviert worden, wie sich der damalige Hoteldirektor Rudolph Freiherr von Ketteler erinnert. Insgesamt seien mehrere Millionen investiert worden, sagte er den PNN. Ob die Baumaßnahmen bei der Stadt wegen des Standorts im Sanierungsgebiet beantragt werden mussten, wisse er nicht. Solche Verhandlungen hätten wenn dann zwischen der Interhotel AG und der Stadt stattgefunden. „Gehört habe ich davon aber nichts“, so Ketteler.
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