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Potsdamer Geoforscher haben ihre Himalaya-Expedition beendet: In zweieinhalb Wochen von Delhi nach Manali und zurück
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Ein letztes Abenteuer wartete noch auf die Potsdamer Geoforscher, bevor ihre ereignisreiche Geländeexpedition im Himalaya endete. Sie mussten den 4000 Meter hohen Rohtang-Pass überwinden. Der Pass kann nur im Sommer befahren werden, wenn Straßenbautrupps ihn vom Schnee befreit haben. Der Name Rohtang bedeutet übersetzt Leichenberg.
Wildeste Geschichten über den Pass waren den Wissenschaftlern der Uni Potsdam zu Ohren gekommen. Etwa von beängstigenden Nebelfahrten im knietiefen Schlamm, oder dass sie auf merkwürdige Einheimische in kunterbunten Skianzügen treffen würden. Dem war dann aber nicht so, wie die Forscher in ihrem Online-Tagebuch berichteten (www.uni- potsdam.de/db/up_blog). Die Fahrt über den Pass verlief ruhig; der Rohtang zeigte sich von seiner zahmen Seite. Angekommen in Manali, einer kleinen Stadt am Fuße des Himalayas, endete die zweiwöchige Indien-Exkursion am 11. September.
Das Potsdamer Doktorandenteam des Instituts für Erd- und Umweltwissenschaften der Uni Potsdam hatte zuvor im Nordwesten Indiens das Himalayagebirge untersucht. Ziel war es, neue Erkenntnisse über das Zusammenspiel von Tektonik, Klima und Biosphäre zu erlangen. Die Wissenschaftler entnahmen Proben und zeichneten Landschaftsformen auf. In enger Zusammenarbeit mit indischen Kollegen untersuchten sie vor Ort die landschaftsformenden Prozesse. Das Ziel dabei war, künftig vor schweren Monsunregen und Erdrutschen warnen zu können. Ein Blick in die Wetter-Vergangenheit der Region soll dabei helfen, Zyklen zu erkennen und starken Regen vorherzusagen.
Das Expeditionsteam reiste von den südlichsten Hügelketten des Himalayas tief hinein in das Gebirge. Dabei war es nicht immer möglich, zügig voranzukommen. Die Straßenverhältnisse waren oftmals schwierig. Die staubigen Serpentinenwege wurden plötzlich von heftigen Regenfällen in eine matschige Piste verwandelt. Und bei der Fahrt platzte auch schon mal ein Autoreifen. Die ortskundigen Fahrer brachten aber alle Doktoranden und Betreuer sicher in das Gebirge hinein und wieder hinaus.
Die Gruppe passierte Abschnitte, die in den vergangenen Jahren besonders heftigen Starkregen und Erdrutschen ausgeliefert waren. Hier wurde Probematerial aus einem See entnommen, der sich infolge eines Bergsturzes gebildet hat. Die Auswertung der gesammelten Daten und Proben ermöglicht, die Klimageschichte dieser Region Tausende Jahre zurückverfolgen zu können. Das Sammeln solcher Daten war allerdings nicht immer ungefährlich. Während die Wissenschaftler an einem Berghang Sedimentprofile miteinander verbanden, mussten sie plötzlich herunterfallenden Steinen ausweichen.
Seit 2006 fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Uni Potsdam ein erdwissenschaftliches Graduiertenkolleg, das die afrikanisch-asiatischen Monsunregion erforscht. Zurzeit arbeiten 15 Wissenschaftler im Kolleg. Sie konzentrieren sich mit fachlich unterschiedlicher Perspektive auf die indisch-asiatische Kollisionszone und das ostafrikanische Riftsystem. Beide Regionen beeinflussen das globale Klima entscheidend. Die Arbeiten des Kollegs sind deshalb auch für die Beantwortung aktueller Klimafragen bedeutsam.
Nach mehr als zwei Wochen waren die Kräfte der Geoforscher nahezu aufgebraucht. Am Ende der Reise blieb dann noch ein Wagen im Geröll stecken. Es gelang nur mit Mühe, ihn frei zu bekommen. Erleichtert wurde die letzte Etappe beendet.Sascha Steger
Sascha Steger
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