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Nacht der Wissenschaft auf Potsdams Telegrafenberg: Eine Reise ins Erdinnere
Zur Langen Nacht der Wissenschaften am 24. Juni können Besucher erleben, womit sich die Forschungsinstitute auf dem Telegrafenberg befassen.
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In der Erde tun sich plötzlich Löcher auf, Straßen und Schienen wölben und verschieben sich, Häuser werden instabil und stürzen ein, Pipelines brechen. Die Ursache für diese Phänomene ist auftauender Permafrostboden. Forscher des Potsdamer Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) beobachten die Entwicklungen genau und präsentieren während der Langen Nacht der Wissenschaften am 24. Juni wichtige und neue Erkenntnisse. „Der Klimawandel ist in der Arktis besonders deutlich zu spüren“, erklärt Guido Grosse vom AWI. Das Institut ist daher mit seinen Forschungsstationen direkt vor Ort oder unternimmt Expeditionen an den Nordpol.
In einem Expeditionsfeldlager zeigen die Forscher, wie ihr Alltag in der Arktis aussieht, wenn sie vier bis sechs Wochen in einem Zeltcamp verbringen. Die Besucher dürfen sich selbst in Arktis-taugliche Outfits kleiden und Ausrüstung und Messgeräte besichtigen. Außerdem präsentieren die Forscher ein Sandkastenmodell, das besonders anschaulich zeigt, welche Auswirkungen auftauender Permafrostboden hat.
Auf eine Reise ins Innere der Erde entführt das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ) die Besucher der Langen Nacht. Durch eine 3D-Brille betrachtet, offenbart ein Computermodell des Oberrheinischen Grabens die unterschiedlichen Gesteinsschichten der Region und simuliert gleichzeitig, welche Temperaturen unter der Erdoberfläche herrschen. Grundwasserflüsse, die Nähe zum Erdmantel und auch die Eigenschaften der verschiedenen Gesteine bestimmen, wo Wärmequellen unter der Erdoberfläche zu finden sind. Das Modell ist nicht nur sehr anschaulich, sondern erfüllt gleichzeitig einen wichtigen Zweck: Es zeigt an, wo geothermische Energie besonders effizient und kostengünstig gewonnen werden kann. In weiteren Veranstaltungen geht es um Vulkane, das Magnetfeld der Erde oder Erdbeben.
Ebenfalls eine Reise – allerdings nicht in den geologischen Untergrund, sondern durch Millionen Jahre Klimageschichte – erwartet die Gäste am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Mit einem neu entwickelten interaktiven Internetportal, der „Klima-Zeitmaschine“, ist es möglich, wichtige Klimaepochen vergangener Zeiten zu betrachten, mit der Gegenwart zu vergleichen und Projektionen für die Zukunft abzuleiten. Immer wieder kam es auf der Erde zu Klimaänderungen, etwa nach einem gewaltigen Meteoriteneinschlag vor 66 Millionen Jahren, als sich das Klima dramatisch abkühlte. Staub- und Schwefelwolken verhüllten die Sonne, brachten sinkende Temperaturen und besiegelten damit das Ende der Dinosaurier. Die Entwicklung der Temperaturen zeigen die Forscher in einer Videoanimation. Gleichzeitig fragen die Wissenschaftler auch nach den Unterschieden zwischen vergangenen Klimaschwankungen und der heutigen Erderwärmung. Ein kurzer Videofilm befasst sich zudem mit dem Pariser Klimaabkommen und seiner Bedeutung für unsere Zukunft.
Einen Blick in den Sternenhimmel ermöglicht bei klarem Wetter das viertgrößte Linsenteleskop der Welt: Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) stellt den Großen Refraktor vor, der 1899 als Hauptteleskop auf dem Telegrafenberg eingeweiht wurde. Die gigantische, drehbare Kuppel wiegt 200 Tonnen und hat einen Durchmesser von 21 Metern. Für den Betrieb der Kuppel und der ebenfalls drehbaren Beobachtertribüne wurde auf dem Telegrafenberg Ende des 19. Jahrhunderts ein eigenes E-Werk errichtet. 2006 wurde der Große Refraktor umfassend restauriert. Heute wird das sieben Meter lange Doppelfernrohr zwar nicht mehr für wissenschaftliche Zwecke genutzt, ist jedoch nach wie vor ein beeindruckendes Zeugnis für die Anfänge der weltweiten astrophysikalischen Forschung. Noch heute wird dagegen im 1924 erbauten Einsteinturm die Sonne wissenschaftlich beobachtet. Die Forscher des AIP erklären, was es mit Sonnenstürmen und -eruptionen auf sich hat und wie die moderne Sonnenforschung funktioniert.
Die „klügste Nacht des Jahres“, wie sich die Lange Nacht der Wissenschaften selbst nennt, startet am 24. Juni um 17 Uhr und endet um 24 Uhr. Zum Potsdamer Veranstaltungsort auf dem Telegrafenberg gibt es vom Hauptbahnhof aus alle 15 Minuten ein kostenloses Busshuttle. Außerdem verkehrt im 90-Minutentakt ein Shuttle vom Telegrafenberg über das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte zum Helmholtz-Zentrum in Wannsee. Tickets kosten 14 Euro, ermäßigt 9 Euro und als Familienticket 27 Euro. Sie sind an allen Verkaufsstellen der S-Bahn und an den Fahrausweisautomaten der S-Bahn und der BVG sowie an Theaterkassen und Touristeninformationen erhältlich.
Heike Kampe
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