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Landeshauptstadt: Eine runde Sache

Ein Gipsabdruck des Babybauchs ist eine bleibende Erinnerung an die Schwangerschaft

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Kugelig oder oval, rund oder eher spitz, mit hervorstehendem Bauchnabel oder ohne – der Babybauch einer jeden Schwangeren ist einzigartig. Die Vielfalt der Formen und Größen der prallen Bäuche ist beeindruckend. Hier, im Atelier der Künstlerin Steffi Ribbe in der Geschwister-Scholl-Straße, hängen sie an der Wand. Auf der einen Seite die weißen, die noch auf eine Verzierung warten, auf der anderen Seite die schon bunt bemalten und beklebten. Die 37-jährige Potsdamerin nimmt Gipsabdrücke von Schwangerenbäuchen und gestaltet diese nach den Wünschen ihrer Kundinnen.

Stefanie Grimm hat es sich mit einem Handtuch um die Schultern auf einem Stuhl bequem gemacht. Die 30-Jährige erwartet in vier Monaten ihr erstes Kind und möchte die Rundungen ihrer Schwangerschaft in einem Abdruck festhalten. „Das ist schon etwas anderes als ein Foto, etwas zum Anfassen“, so die junge Potsdamerin. Steffi Ribbe legt mit geübten Griffen nasse Gipsbinden um den Bauch, der dick mit Vaseline eingecremt ist. „Damit der Abdruck nachher gut abgeht“, erklärt sie. Lage um Lage verschwinden Bauch, Busen und Schultern unter der weißen Gipsschicht. „Es fühlt sich warm an, nicht unangenehm“, sagt die Schwangere.

Seit etwa zehn Jahren ist das Verewigen von Babybäuchen im Gipsabdruck in Deutschland bekannt. Die „Bauchmaskenpionierin“ Anja von Behr hat die Idee aus den USA mitgebracht und gründete 2001 das Unternehmen „Bellyart“. Als Steffi Ribbe einen Fernsehbeitrag über „Bellyart“ sah, wusste sie sofort: „Das ist etwas für mich“. Zeitgleich war ihre Schwester schwanger – und somit das erste Modell für einen Gipsabdruck. Seit 2007 sind mehr als 100 Abdrücke hinzugekommen.

Die Gipsschicht beginnt langsam zu trocknen. Ein bisschen fühlt sich Stefanie Grimm „wie eingemauert“, der Gips ist warm und schwer. „Eine Stunde könnte ich so nicht mehr sitzen“, sagt sie lachend. Aber das ist auch nicht nötig, nach etwa 20 Minuten wird die Gipsmaske abgenommen. Mit leichtem Druck lockert Steffi Ribbe die Ränder, die Maske löst sich vom Körper. Erstaunt betrachtet Stefanie Grimm ihren Babybauchabdruck. „So schöne Proportionen“, freut sich Steffi Ribbe. Für die Frauen sei es oft ein Aha-Erlebnis, ihren schwangeren Körper einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen, weiß die Künstlerin. Häufig würden auch die werdenden Väter die Initiative ergreifen, die sich einen Abdruck des Bauches als Erinnerung an die Schwangerschaft wünschten. „Der Körper verändert sich in der Schwangerschaft enorm. Diesen sehr begrenzten Zeitraum kann man mit einem Abdruck festhalten“, so Steffi Ribbe. Der beste Zeitpunkt für einen Abdruck sei etwa vier bis sechs Wochen vor dem Geburtstermin.

Nach dem Aushärten der Gipsmaske kann die Gestaltung beginnen. Zunächst werden mit einer Strukturpaste Unebenheiten ausgeglichen. Die Oberfläche wird mit Sandpapier geglättet. „Bekleben oder bemalen?“, fragt Steffi Ribbe ihre Kundin. Sie holt einen großen Kasten mit Servietten in vielen verschiedenen Mustern hervor. Geblümt, mit Früchten, knallig, dezent – für jeden Geschmack ist etwas dabei. „Ich bin ein großer Fan von Frida Kahlo“, verrät die junge Schwangere. Sie wünscht sich daher eine bunte Bemalung in kräftigen Farben „Rot auf jeden Fall, dann grün, gelb und lila“– ein Hauch von Mexiko. Auch bunte Glassteine wird Steffi Ribbe in den Abdruck einsetzen. Zum Abschluss wird die Maske von innen verstärkt und eine Aufhängung eingefügt.

Bevor Steffi Ribbe zum Pinsel greift, sammelt sie gemeinsam mit den werdenden Eltern Ideen: Lieblingsfarben, Formwünsche, Materialvorstellungen. „Manche kommen selbst mit den tollsten Ideen“, so die Künstlerin. „Beim Bemalen des Bauchabdrucks denke ich an die Schwangere, Punkt für Punkt und Strich für Strich.“ In ihre Arbeit fließe viel Herzblut und das spürten die jungen Eltern, so Steffi Ribbe. Wenn der fertig gestaltete Abdruck nach zwei bis drei Wochen abgeholt werde, rollten oft Tränen – „Manchmal auch beiderseits“. Von Selbstversuchen zu Hause rät sie werdenden Eltern ab. Zwar gäbe es entsprechende Sets zu kaufen. Doch das gehe oft schief. „Ich habe schon Abdrücke bekommen, die wie ein getrockneter Wischlappen aussahen“, so Steffi Ribbe. Je nach Aufwand kostet der Gipsabdruck des Babybauchs 100 bis 180 Euro.

Stefanie Grimm weiß noch nicht, ob ihr Kind ein Junge oder ein Mädchen wird. Und auch die Babybauch-Expertin kann es nicht sagen. „Da kann ich keine Prognose abgeben“, lacht sie. Der fertig gestaltete Abdruck wird jedenfalls an der Wand hängen – „ein kleines Kunstobjekt, das mich an meine Schwangerschaft erinnern wird“, sagt Stefanie Grimm.

Heike Kampe

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