Sansibar-Delegation zu Gast in Bürgel-Schule Babelsberg: Eine Schatztruhe voller Nelken
Ali Mohamed Shein, Präsident von Sansibar, besuchte mit einer Delegation am Montag die Bruno-H.-Bürgel Schule in Babelsberg. Anlass war ein Umweltprojekt.
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Ein ungewöhnliches Bild herrschte gestern Vormittag vor dem Eingang der Babelsberger Bruno-H.-Bürgel Grundschule: Sansibarische Securityangestellte, eine Übersetzerin, die Stadt- und Schulverantwortlichen sowie Mitarbeiter der Presse tippten und telefonierten wild auf ihren Smartphones. Die Ankunft des Besuchs beschleunigen konnten sie damit allerdings nicht: Gut 30 Minuten länger als geplant, mussten sie sich gemeinsam mit den Lehrern und Hunderten Schülern gedulden, bis schließlich die lang erwartete Kolonne tiefschwarzer Diplomatenwagen die Karl-Liebknecht-Straße entlanggerollt kam. Aus den Limousinen stiegen neben dem Präsidenten Sansibars, Ali Mohamed Shein, und zahlreichen Bodyguards unter anderem der Botschafter von Tansania, Philip S. Marmo, der Sicherheitschef des Präsidenten, Mohammed Juma Pondeza, in grüner Militär-Uniform und First Lady Mwanamwema Shein.
Von den Schülern wurden die afrikanischen Gäste empfangen wie Popstars. Im Hinterhof der Schule hatten sie sich im Halbkreis formiert, wie in einer Arena jubelten sie den einziehenden Gästen lautstark zu, die unter freiem Himmel Platz nahmen, um sich die geplanten Vorführungen der Kinder anzusehen.
„Das ist wunderbar!“, formulierte einer der Delegierten den Anblick der sansibarischen Flagge, getragen von jubelnden Kindern. Ausgestattet mit Übersetzungstechnik verfolgte die englischsprachige Delegation einen „Willkommen“-Kanon der Kinder in verschiedenen Sprachen, eine Tanzvorführung – und nickte anerkennend, als sie den Liedvers „Wir Babelsberger sind viel stärker als der ganze Rest der Welt“ hörte. Danach besuchte sie den Englischunterricht einer fünften Klasse, in der Schüler im Stil einer britischen Nachrichtensendung die Geschichte der Schule erläuterten und ihre Englischkenntnisse mit Fragen an den Präsidenten austesten durften.
Hintergrund des Besuchs ist der Austausch der Arbeitsgemeinschaft Umweltklasse der Bürgelschule mit der Mwanakwerekwe-Grundschule in Sansibar-Stadt. Cordine Lippert der Koordinierungsstelle Klimaschutz sowie die Leiterin der Umweltklasse, Michaela Jüngling, gaben Einblick in die gemeinsamen Aktivitäten. „Seit über fünf Jahren finden Briefwechsel und Materialaustausch zwischen den Schulen statt“, so Jüngling. Die seit 1991 bestehende Umweltklasse, eine wöchentlich stattfindende Schüler AG aus derzeit 15 Dritt- bis Sechsklässlern, erhielt für das Projekt „Klimapartnerschaft Sansibar” 2013 den Klimapreis der Stadt Potsdam. Geehrt werden dort die besten Projekte zum Thema Klimaschutz.
Auch dieses Jahr haben die Schüler wieder Ideen, wie den Besuchern in einem kurzen Video präsentiert wurde. Dort zeigen Schüler unter anderem, wie Plastikflaschen in Büroartikel umgewandelt werden können. Shein lobte indes die Arbeit an der Schule und die „Stärke“ der Kinder.
Als Gastgeschenk überreichte er den Gastgebern eine Schatztruhe voller Nelken. Sansibar erwirtschaftet einen Großteil seiner Einnahmen aus dem Export des Gewürzes und ist deshalb auch als „Nelkeninsel“ bekannt. Für einen Rundgang in der Schule war die Zeit dann aufgrund der späten Ankunft zu knapp. Der Präsident hatte zuvor ein afrikanisches Musikfestival in Würzburg eröffnet und nahm noch Termine in Berlin wahr.
2014 war Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der dem Schulbesuch gestern aufgrund von Tarifverhandlungen nicht beiwohnte, mit einer Delegation – darunter auch Lippert und Jüngling – zur Unterzeichnung einer Klimapartnerschaft nach Sansibar gereist. Die Insel liegt vor der afrikanischen Ostküste und ist ein halbautonomer Teilstaat von Tansania. Seit November 2010 ist Ali Mohamed Shein dort Präsident, gleichzeitig ist er Vizepräsident von Tansania.
Im April war der Bürgermeister von Sansibar-Stadt, Khatib Abdulrahaman Khatib, in Potsdam zu Gast, um die Beziehung zu stärken. Es gibt Bestrebungen zur Begründung einer Städtepartnerschaft mit Sansibar. Kontakte zwischen den Städten gibt es bereits über Umweltprojekte, das Sansibar-Filmfestival und das in beiden Städten vorhandene Unesco-Weltkulturerbe. Für Potsdam wäre es die achte Städtepartnerschaft.
Rita Orschiedt
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