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Landeshauptstadt: Eine Sonne für Magnus

Rund 50 Menschen trauerten gestern um den kleinen Jungen, der in seiner Kita verunglückt war

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Am Stern - Die Kinder malen eine Sonne mit langen Strahlen und ein Haus in das Kondolenzbuch – ihr Abschiedsgruß für den kleinen Magnus. Gestern Abend gedachten rund 50 Menschen in der Sternkirche des Anderthalbjährigen, der am 26. Juni auf dem Spielplatz seiner Kita „Regenbogenland“ verunglückt war. Vor allem andere Eltern aus der Kita sind mit ihren Kindern in das moderne Gotteshaus am Schäferfeld gekommen, um miteinander zu trauern und auch, um sich Halt zu geben.

Sie fassen aneinander an die Hände, drücken die eigenen Kinder an sich. Manche der ganz Kleinen sind verunsichert, weil ihren Müttern Tränen über das Gesicht laufen. Die etwas Älteren legen still Blumen für Magnus nieder, zünden Kerzen mit seinem Namen an. Jemand hat einen kleinen Plüschelefanten dazugesetzt. Ein kleines Mädchen singt etwas in Kindersprache, ein Junge weint laut im Arm seines Vaters. Auf dem Boden brennen dutzende Teelichter auf buntem Krepppapier. Die roten, gelben und blauen Streifen sollen einen Regenbogen symbolisieren, sagt Pfarrer Andreas Markert. Er hält eine sehr kurze Ansprache, spricht von Trauer, Ratlosigkeit, Wut, aber auch Hoffnung. Er erzählt die Parabel vom alten Brückenbauer und dem Kind. Von dem traurigen alten Mann, der davon träumt, eine Brücke zu bauen „von der Dunkelheit in das Licht, von der Traurigkeit zur Freude von der Zeit in die Ewigkeit, über alles Vergängliche hinweg“. Von dem Kind, das sagt: „Ich schenke dir meine Brücke“, und dem Brückenbauer einen bunten Regenbogen malt.

An der Andacht nehmen auch Sozialbeigeordnete Elona Müller und Jugendamtsleiter Norbert Schweers teil sowie Marcel Kankarowitsch, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Potsdam, das Träger der Kita Regenbogenland ist. Unter den Menschen in der Sternkirche sitzen auch die Kindergarten-Erzieherinnen von Magnus. Gegen sie ermittelt derzeit die Staatsanwaltschaft Potsdam wegen des Verdachts der Vernachlässigung der Aufsichtspflicht. Der 18 Monate alte Junge war beim Spielen in einem Weideniglu offenbar mit seiner Bernsteinkette an einem Zweig hängen geblieben und hatte sich selbst stranguliert. Obwohl laut Kankarowitsch drei Kindergärtnerinnen, eine Ein-Euro-Kraft und eine Praktikantin auf insgesamt 25 Kinder aufpassten, hatte eine Erzieherin den Jungen erst gefunden, als er bereits „leblos“ war. Weder die Erste-Hilfe-Leistung der Erzieherinnen noch die Ärzte im Ernst von Bergmann-Klinikum hatten das Leben des Kleinkindes retten können. In dieser Woche ist Magnus gestorben. Seine Eltern haben sich völlig zurückgezogen, nahmen auch an der gestrigen Andacht nicht teil.

Die Blumen, Kuscheltiere und Kerzen wollte der Pfarrer noch gestern in eine Seitenkapelle der Kirche räumen, um den Menschen dort weiterhin die Möglichkeit zu geben, des verunglückten Kindes zu gedenken.

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