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Aus dem GERICHTSSAAL: Eine streitlustige Familie

Fehde zwischen Brüdern eskalierte/Geldstrafen

Aus dem GERICHTSSAALFehde zwischen Brüdern eskalierte/Geldstrafen Max* (37) und Paul* (37) sind Zwillinge. Beide streiten sich seit Jahren mit ihrem älteren Bruder Karl* (44). Beide arbeiten bei der Müllabfuhr. Beide wurden gestern wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe von je 3150 Euro verurteilt. Und beide erzählten dem Richter die selbe Geschichte. Erwartungsgemäß hatte Karl eine andere Version des turbulenten Geschehens vom 24. April 2004 parat. Folgt man seiner Aussage, so warnte ihn der Vater telefonisch vor dem Zwillingspaar, dass ihm sogleich auf die Bude rücken und Tacheles mit ihm reden werde. Im selben Moment krachte und polterte es auch schon, nahm Max den Jägerzaun auseinander, bewaffnete sich mit einer Holzlatte und prügelte auf Karl ein. „Da habe ich ihn mit meinem Spazierstock ein bisschen derbe gebeten aufzuhören“, erzählte Karl. „Sie haben Ihren Bruder also auch geschlagen?“, präzisierte der Vorsitzende. Karl nickte. „Aber nur zweimal.“ Max und Paul seien wie von Sinnen gewesen. Paul hätte mit einem Eisenrohr auf ihn eingedroschen. „Die haben mir den Schädel eingeschlagen.“ Der Notarzt attestierte ihm eine Kopfplatzwunde. Karl musste ins Krankenhaus. Dessen Tochter Karla* (20) erinnerte sich im Zeugenstand: „Meine Mutter eilte meinem Papa zu Hilfe. Da wurde sie von Paul an den Haaren gegriffen und mit dem Kopf immer wieder gegen einen Pfeiler geknallt. Als ich dazwischen wollte, ging er auch auf mich los.“ „Max und Ernst haben einen gemeinsamen Bootssteg. Den wollte er verkaufen“, brachte Paul etwas Licht ins Dunkel des Bruderzwists. „Der Ernst treibt einen Keil zwischen uns und die anderen Familienmitglieder. So war der schon immer.“ An jenem Abend habe es auf dem Boot ein heftiges Streitgespräch mit dem Älteren gegeben. „Wir hatten alle etwas getrunken.“ Später hätten sich die Zwillinge entschlossen, die Sache ein für allemal zu klären. „Als wir auf sein Grundstück kamen, wurden wir von Ernst gleich mit dem Stock empfangen. Der hat uns ganz schön durchgewackelt. Da haben wir uns jeder eine Zaunlatte gegriffen. Wer wem welchen Schlag versetzte, kann ich nicht sagen“, resümierte Paul. Als Ernsts Ehefrau ihn festhielt, habe er sich lediglich losgerissen. Max ergänzte: „Auf dem Boot haben wir uns unsere ganzen Missetaten vorgehalten. Als wir auf Ernsts Grundstück dann in den Knüppel gelaufen sind, haben wir uns lediglich gewehrt. Hinterher hatte jeder Blessuren.“ Selbst wenn der große Bruder zuerst zugeschlagen hätte, können sich die Angeklagten nicht auf Notwehr berufen, befand der Staatsanwalt. Das vernahm die anwesenden Familie von Karl gern, wenngleich sie Max und Paul wohl eine deutlich höhere Strafe gewünscht hätte (*Namen geändert). Hoga

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