Aus dem GERICHTSSAAL: Eine turbulente Partnerbeziehung
Angriff auf Freundin bestritten / Gericht sah Körperverletzung als erwiesen an / 1000 Euro Geldstrafe
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„Während der Beziehung habe ich zehn Kilo und beinahe meinen Job verloren“, erzählt Tim T.* (26) der Richterin. Angebrüllt habe er seine eifersüchtige Freundin öfter, sie ihn übrigens auch. Doch tätlich sei er gegen die junge Frau in den fünf Monaten nie geworden. Genau das wirft ihm aber die Staatsanwaltschaft vor, nachdem Sandra S.* Anzeige gegen den Event-Manager erstattete. „Sandra macht Karate-Training. Ich kenne sie gar nicht anders als mit blauen Flecken“, pariert Tim die Vorwürfe.
Laut Anklage soll der Potsdamer die Studentin am 25. September 2005 in seiner Wohnung im Zentrum-Ost an den Armen gepackt, sie sodann gegen Wand- und Türrahmen geschleudert haben. Sandra S. erlitt laut ärztlichem Attest ausgeprägte Prellmarken an Kopf, Hals, Schulter und beiden Oberschenkeln.
„Sandra rief mich total aufgebracht auf der Arbeit an. Sie hatte auf meinem Computer eine Nachricht an eine gute Bekannte gefunden. Nun glaubte sie, ich würde sie betrügen“, schildert Tim T. die Ouvertüre jenes denkwürdigen Nachmittags. Zu Hause angekommen, habe er seine Wohnung verwüstet vorgefunden, die Sammlung von Kunstdrucken zerstört. „Ich wollte, dass Sandra verschwindet und öffnete die Tür. Aber sie kratzte und trat wie eine Furie auf mich ein. Als ich ihren Angriff abwehrte, plumpste sie zu Boden“, so der wegen Körperverletzung Angeklagte. Schließlich sei es ihm doch gelungen, die Wütende hinauszukomplimentieren. „Da hämmerte sie wie wild gegen die Flurtür und schrie, sie wolle ihre Sachen.“ Als er die Tür öffnete, habe sie ihm zuerst die Nase blutig gehauen, sei dann auf einen Balkon des Hochhauses gestürmt. „Wir haben uns beide beleidigt. Wir haben auch beide geweint, weil wir wussten, das ist das Ende der Beziehung“, resümiert Tim T.
„Ich habe nur billige Poster zerrissen, keine hochwertigen Drucke“, kontert Sandra S. im Zeugenstand. „Aber Tim hat mich geschüttelt und quer über den Flur geschleudert, so dass ich mit dem Kopf gegen die Wand flog.“ Er habe sie auch gewürgt und mit einem Messer bedroht. „Ich mache Karate und hätte ihn zusammenfalten können. Aber ich habe mich lediglich durch Kratzen gewehrt.“
„Sie haben sich in der Beziehung gegenseitig nichts geschenkt“, glaubt die Richterin. An dem bewussten Tag habe der Angeklagte allerdings ein Verhalten gezeigt, dass über das Maß des Erträglichen hinausging. Selbst wenn Sandra S. die Kunstsammlung von Tim T. zerstört hat, hätte er sie nicht körperlich angreifen dürfen. Der Angeklagte habe bewusst in Kauf genommen, dass sich seine damalige Freundin verletzt. „Es gab auch keine Notwehrsituation“, stellt die Vorsitzende klar und verurteilt Tim T. wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 20 Tagessätzen zu je 50 Euro. (*Namen geändert.) Hoga
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