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Von Juliane Wedemeyer: Eine Weste für Lukas

35 Kinder verunglückten 2008 im Verkehr. Warnwesten für Kitas sollen helfen

Stand:

Lukas findet die neue leuchtend gelbe Weste toll. Der Fünfjährige kommt sich ein bisschen vor wie ein Verkehrspolizist. Darum mag er die Warnweste gar nicht ausziehen, als Erzieherin Sylvia Schott mit ihm und den anderen Kindern der Kita „Sternchen“ mittagessen will. Er muss trotzdem, aber spätestens beim nächsten Spaziergang mit seiner Kindergartengruppe darf er sie wieder tragen.

52 der Warnwesten hat die Kita gestern geschenkt bekommen – vom Autohaus Babelsberg. Es sind die ersten von 500, die der Autohändler an Potsdamer Kindereinrichtungen verteilen will. Sie sollen die Kinder vor dem schützen, was Geschäftsführer Andreas Bohl und seine Mitarbeiter dort verkaufen: „Als Autohaus fühlen wir uns nicht nur verantwortlich für die Sicherheit unserer Fahrzeuge, sondern auch für andere am Straßenverkehr beteiligte Personen“, sagt Bohl. Die Schwächsten und Kleinsten hätten dabei höchste Priorität. „Jedes verunglückte Kind im Straßenverkehr ist dramatisch.“

In diesem Jahr sind in Potsdam laut der aktuellsten Polizeistatistik bislang 35 Kinder unter 14 Jahren im Verkehr verunglückt, 26 dieser Kinder wurden verletzt. Getötet wurde 2008 kein Kind. Die Zahl der Verkehrsunfälle, an denen Kinder beteiligt waren, ist sogar leicht zurück gegangen: 2007 gab es 38 solcher Verkehrsunfälle, bei denen 29 Kinder verletzt wurden.

Bei den Gruppenspaziergängen der Kita „Sternchen“ sei aber noch keinem der 258 Kita-Kinder etwas passiert, sagte Kitaleiterin Kerstin Rödiger. Trotzdem hätten ihr die Erzieherinnen immer Mal wieder gesagt, dass sie sich für ihre Kinder Sicherheitswesten wünschten. Allein zur Prävention. Denn es gebe schon gefährliche Situationen im Straßenverkehr. Zum Beispiel beim Überqueren der Fahrbahn. Meist seien zwei Erzieherinnen mit 15 bis 20 Kindern unterwegs. Bis die alle die andere Straßenseite erreicht hätten, sei die Ampel meist schon wieder rot, sagt Kerstin Rödiger. Einige Potsdamer Kitas statteten ihre Kinder darum auf Ausflügen bereits mit den Westen aus. Als dann jemand vom Autohaus Babelsberg bei ihr angerufen und gefragt hat, ob die Kita welche gespendet bekommen möchte, sei die Antwort klar gewesen. Als Dank haben die Kinder für Andreas Bohl sogar ein Papierauto gebastelt.  „Gerade jetzt im dunklen Winter sind die Kinder so viel besser auf der Straße zu sehen“, erklärt Sylvia Schott. Und der zweite Vorteil: „In der Straßenbahn erkennen wir besser, welche Kinder zu uns gehören.“

Aber zur Unfallprävention reichten nicht nur gelbe Westen. In der Kita „Sternchen“ werde jeder Ausflug auch mit Verkehrserziehung verbunden, sagt Kerstin Rödiger. Lukas weiß darum auch gut Bescheid: Er weiß, dass er auf Autos aufpassen und nach links und rechts gucken muss, bevor er über die Straße geht. Und welche Farbe muss die Ampel zeigen, bevor er sie betritt? „Blau“, sagt er prompt. Dann hält er inne: „Ach nein, grün!“

Juliane Wedemeyer

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