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Immer jemanden zum Klönen. Gartenparty in der Professoren-WG.

© Fritze/Uni Potsdam

Homepage: Eine WG für die Professoren

In diesem Jahr begeht die Uni Potsdam ihr 20-jähriges Jubiläum. Die PNN lassen gemeinsam mit der Hochschule wichtige Erinnerungen aus 20 Jahren wach werden.

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In diesem Jahr begeht die Uni Potsdam ihr 20-jähriges Jubiläum. Die PNN lassen gemeinsam mit der Hochschule wichtige Erinnerungen aus 20 Jahren wach werden.

Nicht nur die „Jugendzeit“ der Potsdamer Uni war turbulent. Auch das Leben derer, die in ihr wirkten. Es dürfte deshalb kaum verwundern, dass 1994 in der Babelsberger Karl-Marx-Straße 19 die erste Potsdamer Professoren-WG ins Leben gerufen wurde. Einer der damaligen WG-Gründer war Dieter Wagner, heute Vizepräsident der Universität für Wissens- und Technologietransfer und Professor für Betriebswirtschaftslehre.

Die romantische Vorstellung von der überdimensionierten Altbauwohnung korrigiert er aber gleich ein Stück weit. Die Lage im Babelsberger Nobelviertel war Programm und die Professoren-WG eigentlich eine Professoren-Villa. Das Haus sei ein „schnell renovierter Altbau“, gewesen, erinnert sich Wagner. Früher hätte ihn die Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften als Mutter-Kind-Heim genutzt. Nach der Wende zogen die Alteigentümer wieder ein und nahmen sich eine Wohnung im zweiten Obergeschoss. Ansonsten lebten nun statt Müttern und Kindern Professoren in den Appartements. Zwischen 1994 und 1999 lebten insgesamt sechs Professoren und eine wissenschaftliche Mitarbeiterin in der akademischen Wohngemeinschaft. Die meisten von ihnen waren Wirtschaftswissenschaftler – neben Dieter Wagner auch Paul Welfens, Klaus Schöler und Heike Nolte – oder aber Politologen wie Werner Jann und Wilhelm Bürklin. Einer, Eckart Klein, war Jurist. Gründe für ein Zusammenleben gab es viele. Dieter Wagner zum Beispiel benötigte keine „ganze“ Wohnung, weil er zunächst ohne seine Familie nach Potsdam kam. Warum also nach einer eigenen Wohnung suchen, die ohnehin schwer zu bekommen war? Und wirklich neu war ihm das WG-Leben auch nicht. Schon zu seiner Studienzeit hatten Wohngemeinschaften ihren Zweck erfüllt.

Das Zusammenleben der Professoren unterschied sich offensichtlich nur wenig vom Miteinander in einer Studenten-WG. Selbst der Lebensmittelpunkt in dem Zuhause auf Zeit war der gleiche. „Man traf sich in der Küche zum Klönen“, erinnert sich Dieter Wagner: „Der eine trank Nescafé, der andere Filterkaffee.“ Immerhin, abgewaschen hat jeder für sich. Überhaupt scheint es recht harmonisch zugegangen zu sein im Professoren-Haus. Freilich blieben kleinere Eifersüchteleien mit Blick auf das größte Zimmer und der obligatorische Streit mit den Hausbesitzern über das Kleingedruckte im Mietvertrag nicht aus. Doch Dieter Wagner berichtet vor allem Positives: „Vieles konnte unkompliziert geregelt werden, manchmal wurden sogar Fakultätsstreitigkeiten in der Villa bereinigt. Man kam sich menschlich näher, hatte mehr Verständnis füreinander. Es gab abendliche Spaziergänge, Gespräche in Kneipen oder in einem der Appartements.“

Sogar die eine oder andere WG-Anekdote ist überliefert. Einer der Mitbewohner soll angeblich furchtbar geschnarcht haben, aber wer hört sich schon selbst? Dass Eckart Klein seine Fenster mit Zeitungspapier abzukleben pflegte – zu viel Licht im Zimmer –, belebt wiederum das Bild vom Studierstübchen. Dass das Idyll schließlich doch ein Ende fand, lag weniger an der Chemie in der WG als daran, dass viele ihre Familie nachholten. Sie wurden zum zweiten Mal „erwachsen“ und kehrten zum Familienleben zurück.

Doch was heißt hier Ende? Die Villa gibt es bis heute und Klaus Schöler und andere wohnen nach wie vor dort. Auch Dieter Wagner kann sich eine dritte WG-Zeit grundsätzlich durchaus vorstellen.

Matthias Zimmermann

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