ATLAS: Eine wie viele
Guido Berg über das Projekt eines Hedwig Bollhagen-Museums
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Sie war als märkische Ikone wie geschaffen: Hedwig Bollhagen. Eine Frau, die anpackt, eine Gründerin, die allem Unbill der Geschichte widerstand, noch dazu erfolgreich. 1937 gewann sie eine Goldmedaille auf der Weltausstellung in Paris. Und sie war bodenständig, sie wollte keine Künstlerin sein und lieber Anerkennung als Handwerkerin. Sie sprach nicht von ihrer Kunst, sondern von ihren „Töppen“. Nun ist die Ikonisierung Hedwig Bollhagens beendet. Sie wird nicht eingehen in die Geschichte als Mutter Courage der Brandenburger. Sie hat von der nach 1933 einsetzenden Juden-Verfolgung profitiert. Und sie war mit 26 Jahren nicht mehr jung genug, um ahnungslos zu sein. Doch was bedeuten die Erkenntnisse für das Bollhagen-Museum in Potsdam? Dazu ZZF-Chef Prof. Sabrow: Es wäre „lächerlich, nun ihr Geschirr und ihre Lebensleistung zu verachten“. Richtig, noch immer sind ihre Pötte sehenswert; noch immer haben wir mit Hedwig Bollhagen eine Person, die hart gearbeitet hat. Der Wert ihrer Vita für eine museale Darstellung ist sogar gestiegen. Aus einer Person, die der Geschichte wie entrückt schien, wird ein Mensch, der sich in ihr verhalten musste. Und sich verhalten hat, wie sehr viele andere auch – opportunistisch. Die Stadt sollte nicht versäumen, das darzustellen.
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