Von Anja Priewe: Eine zerbrechende Glasscheibe spielen
Deutsch-Olympiade: Schüler der Potsdamer Voltaireschule beweisen Sprachwitz und Kreativität
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Berlin - Minutenlanger Beifall, stimmgewaltige Sprechchöre und riesige Fanplakate – wie Popstars wurden Josephina, Klara, Lenny und Lukas von ihrem Publikum im Deutschen Theater in Berlin umjubelt. Familie, Freunde und Lehrer waren gekommen, um die Schüler der Voltaire-Gesamtschule beim Bundesfinale der Deutsch-Olympiade am Sonntag zu unterstützen. Insgesamt hatten an dem Wettbewerb, der unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler stand, 44 400 Schüler teilgenommen. In einem dreistufigen Auswahlverfahren wurden zunächst Klassen- und Schulwettbewerbe veranstaltet. Kurze Zeit später erfolgte die Landesqualifikation, bevor mit der Bundesqualifikation im Dezember 2008 die acht besten Teams für das Finale in Berlin feststanden.
Seitdem haben sich die Schüler der Voltaire-Gesamtschule intensiv auf den Wettbewerb vorbereitet. Für Josephina Kaeding hat der Deutschunterricht dadurch an Lebendigkeit gewonnen: „Ich habe viel dazu gelernt. Wir hätten niemals gedacht, dass wir es so weit schaffen“ erzählt die Schülerin stolz. Gemeinsam mit ihrer Deutschlehrerin Edeltraud Lange hatten sich die vier sowohl im Unterricht, als auch in ihrer Freizeit auf das große Finale in Berlin vorbereitet.
Die Deutsch-Olympiade ist ein mündlicher Team-Wettbewerb der von der Initiative Deutsche Sprache organisiert wird. Veranstalter Tim Wagner zeigte sich begeistert von der Stimmung im Deutschen Theater. Er lobte die Veranstaltung als eine Initiative, die sowohl die mündlicher Sprachkompetenz, als auch die Teamfähigkeit der jungen Leute fördere. Auch die Jury, unter denen sich nahmhafte Gäste wie Alwara Höfels aus dem Erfolgsfilm „Keinohrhasen“ befanden, ließ sich von der Euphorie der Neuntklässler mitreißen. Insbesondere in der Kategorie „Erzählen“ konnten die vier Schüler der Voltaire-Gesamtschule die Juroren überzeugen. Mit dem vorgegebenen Anfangssatz „Der Mann lag regungslos auf der Straße“ galt es nach kurzer Vorbereitungszeit spontan eine Geschichte zu erfinden. Dabei bewiesen die Potsdamer viel Kreativität und Sprachwitz und wurden von den Jury-Mitgliedern für ihr „enormes Sprechtempo“ und ihre „lebendige Erzählweise“ gelobt.
Als mit der Disziplin „Darstellen“, die letzte von fünf Kategorie an der Reihe war, hielt es im Publikum kaum noch jemand auf den Sitzen. Es jubelte vor Begeisterung, als eine Glasscheibe, gespielt von einer Hamburger Schülerin, klirrend zerbrach und ein Schüler aus Stuttgart einen winselnden Hund nachahmte, der sich an sein Herrchen kauerte. Auch beim „Begriffe erklären“ gab es für die Zuschauer viel zu lachen, als das Wort „Tagebuch“ mit einem „Heft allein für Mädchen“ beschrieben wurde.
Am Ende belegten die Potsdamer Schüler den dritten und damit letzten Platz unter den Gesamtschulen. Sieger wurden die vier Mädchen der Integrierten Gesamtschule aus Peine in Niedersachsen. „Egal welcher Platz, die vier haben ihre Sache gut gemacht“, sagt Leonie Heid vom Voltaire-Gymnasium aufmunternd. Sie war unter den Zuschauern und feuerte das Team aus Potsdam mit an. „Seit den Vorbereitungen auf den Wettbewerb ist der Zusammenhalt in der Klasse viel engerer geworden. Außerdem haben wir gesehen, dass das Fach ,Deutsch’ nicht langweilig ist, sondern viel Spaß machen kann.“
Anja Priewe
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