Links und rechts der Langen Brücke: Einer gegen alle
Links und rechts der Langen Brücke Jan Brunzlow über den Nachbarschaftsstreit zwischen Fußballvereinen und einem Anwohner des Karl-Liebknecht-Stadions Einer gegen alle oder alle gegen Einen? Das ist Ansichtssache im Streit zweier Vereine und einem Nachbarn am Karl- Liebknecht-Stadion, der seine gesetzlichen Ruhezeiten wochentags am Abend und Sonntag mittags eingehalten sehen möchte.
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Links und rechts der Langen Brücke Jan Brunzlow über den Nachbarschaftsstreit zwischen Fußballvereinen und einem Anwohner des Karl-Liebknecht-Stadions Einer gegen alle oder alle gegen Einen? Das ist Ansichtssache im Streit zweier Vereine und einem Nachbarn am Karl- Liebknecht-Stadion, der seine gesetzlichen Ruhezeiten wochentags am Abend und Sonntag mittags eingehalten sehen möchte. Nun hat er es sogar geschafft, dass künftige Ligaspiele neu angesetzt werden könnten, weil die genehmigte Anzahl von 18 Ausnahmeregelungen im Kalenderjahr, die Spiele während der Ruhezeiten erlauben, erreicht ist. Seine Haltung ist mal mehr, mal weniger verständlich, je nachdem ob man mehr Fußballfan oder mehr Gesetzesbefürworter ist. In den Augen der Fußballer und Fans ist der Anwohner ein Querulant, ein Zugezogener, ein Wessi, ein und dann fallen nicht zitierfähige Ausdrücke. Zu Gewaltübergriffen kam es zuletzt glücklicherweise nicht. Aber man erinnert sich in der Grenzstraße noch gut an diese Zeiten, als einige Anwohner in einer Bürgerinitiative gegen den Bau des Flutlichtes vorgingen und daraufhin Steine von der Stadionseite in die Gärten flogen sowie zahlreiche Sachbeschädigungen angezeigt worden sind. In diese Zeiten wollen weder Anwohner noch Verein zurückverfallen: sie setzen gelegentlich auf Gespräche, bislang jedoch ohne Kompromisse zu erzielen. Weil der eine seinen Standpunkt nicht ändert, müssen alle anderen tanzen. Doch das geltende Recht liegt augenscheinlich derzeit beim Anwohner, der in penibler Kleinarbeit jede Minute Störung der Mittagsruhe, jede zu laute Soundkulisse aus den Boxen und jede zu helle Lampe im Stadion dokumentiert und damit Munition für ein noch ausstehendes Gerichtsverfahren sammelt. Denn die Bürgerinitiative klagt noch immer gegen die Baugenehmigungen für das Flutlicht. Jede kleinste Abweichung zur Betriebserlaubnis könnte der Klage helfen und eine weitere Einschränkung der Betriebserlaubnis nach sich ziehen. Der SV Babelsberg 03 und Turbine Potsdam sind also gut beraten, den – wenn auch unter Murren – eingeschlagenen Kurs vorerst zu verfolgen, Konfrontationen zu vermeiden und sich an die momentane gesetzliche Reglung zu halten. Dabei spricht nichts dagegen, den politischen Weg einzuschlagen und weitgehendere Grundsatzentscheidungen über die Stadionnutzung im Siedlungsgebiet zugunsten des Allgemeinwohls zu fordern. Doch politische Hilfe kann nur der erwarten, der sich im Rahmen der Gesetzgebung bewegt.
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