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Landeshauptstadt: Einer trage des anderen Last

Grundsteinlegung für Rehabilitationsstätte zur Betreuung von Unfallopfern

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Bei der Betreuung von Unfallgeschädigten geht das Oberlinhaus neue Wege. Am Sonnabend legten Ministerpräsident Matthias Platzeck und Oberlin-Botschafterin Nadja Uhl den Grundstein für eine Wohn- und Rehabilitationsstätte, die es so deutschlandweit bisher nicht gibt. Der nach der ersten Oberin des Oberlinhauses, Thusnelda von Saldern, benannte Neubau wird 63 Wohnplätze für Patienten erhalten, die nach Unfällen an Langzeitfolgen eines Schädel-Hirn-Traumas, von Herzinfarkten oder Schlaganfällen oder an Hirnschädigungen nach Erkrankung an Multipler Sklerose, durch Tumorbildung, Selbstmordversuch oder Aneurysma (Gefäßwanderkrankung) leiden. Neben der medizinischen und therapeutischen Behandlung erhalten die Rehabilitanden ein lebenspraktisches Training und werden wieder an eine Arbeit oder Beschäftigung herangeführt.

Mit einer verbesserten Betreuung von Unfallopfern und der gezielten Förderung ihrer Fähigkeiten gehe auch ein großer Wunsch der Landesregierung in Erfüllung, erklärte Matthias Platzeck. Der Vorstandsvorsitzende des Vereins Oberlinhaus, Pfarrer Matthias Fichtmüller, legte der Grundsteinkassette einen Brief an kommende Generationen bei. Darin bittet er sie, unter dem Bibelwort „Einer trage des anderen Last" (Galater 6,2) das Werk des Hauses fortzusetzen. Neben Oberbürgemeister Jann Jakobs übergab auch der Rollstuhlfahrer Thomas Köhler, einer der künftigen Bewohner des Neubaus, der Kassette ein PNN-Exemplar.

Wie berichtet, hatte Köhler im Vorfeld der Grundsteinlegung eine umfangreiche Sammlung von Fanartikeln u.a. von Turbine Potsdam, SV Babelsberg 03, Energie Cottbus, Bobolympiasieger Kevin Kuske, Hertha BSC, ALBA Berlin, VfB Stuttgart oder Bayer 04 Leverkusen zusammengetragen, die zugunsten des Neubaus versteigert wurden. Nadja Uhl stellte dafür signierte CD ihrer Filme, der Popmusiker Paul van Dyk Aufnahmen seiner Titel und der Fernsehmoderator Günther Jauch Mitschnitte seines Millionenspiels zur Verfügung. Beim Torwandschießen wurden von einem anonymen Sponsor für jeden Treffer 10 Euro in die Spendenkasse gezahlt.

Die Einnahmen dienen der auf mehr als 400 000 Euro geschätzten Finanzierung der Inneneinrichtung des Thusnelda-von-Saldern-Hauses, wozu modernste Geräte und Hilfsmittel der Ergotherapie, der Logopädie, der Physiotherapie und ein Computerkabinett gehören. Dafür wurden bereits 224 000 Euro gesammelt; durch das Fest am Sonnabend kamen noch einmal 3476 Euro hinzu. Für die Hannelore-Kohl-Stiftung übergab Beiratsmitglied Prof. Karl-Heinz Mauritz einen Scheck über 44100 Euro.

Die auf 6 Millionen (mit Nebenkosten 8,5 Millionen) Euro angesetzten Baukosten übernimmt der Oberlinhausverein. Der von den Architekten Cornelia und Harald Just entworfene, 17 Meter hohe Neubau zieht sich 46 Meter lang an der Rudolf-Breitscheid-Straße hin und schließt damit eine Lücke im Babelsberger Stadtbild. Mit seiner hellen, von Klinkern eingefassten Fassade korrespondiert er mit der historischen Bebauung. Er umfasst 18 600 Kubikmeter umbauten Raum, die Bruttogeschossfläche beträgt rund 4900 Quadratmeter; das entspricht 37 Einfamilienhäusern. Die Fertigstellung ist für Ende 2009/Anfang 2010 vorgesehen.

Erhart Hohenstein

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