
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Einfach treiben lassen
Saisonstart an der Nuthe: Die Gebrüder Jahn in Zentrum Ost investieren in Werft und Bootsverleih
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Zentrum Ost - Thomas und Andreas Jahn sind von Aufbruchsstimmung erfasst. Nicht nur, weil der Frühling sommerlich daherkommt und die beiden Brüder Paddelboote verleihen. Endlich dürfen die Betreiber der Bootswerft Jahn, seit 1967 in Familienbesitz, das bislang nur von der Stadt gepachtete Ufergrundstück an der Nuthe kaufen. Endlich also können sie investieren, was vorher bei einer vierteljährlichen Kündigungsfrist unmöglich war. Für mehrere zehntausend Euro legen sich die beiden Bootsbauer nun ein Toiletten-Modul zu. Das alte Bootshaus erhält moderne Rolltore sowie Glastüren für einen transparenten Verkaufsraum. Ein weiterer Bootsschuppen soll komplett erneuert werden.
Gestern bereits im Einsatz hatten die Jahn-Brüder ihre Paddelboote und Kanadier – wobei nicht jeder Tourist den Unterschied kennt. Einer, erzählt Thomas Jahn, wollte einmal „ein Paddelboot für vier Personen“. Das aber gibt es nicht – es sei denn, es handelt sich um einen Kanadier. Die 40- und 50-jährigen Brüder verleihen Kanadier für drei und vier Personen. Sie haben aber auch einen mit zehn Sitzen. Gern würde sie sich einen zweiten Zehner zulegen, der kostet aber gut 5000 Euro. Am kommenden Wochenende werden die Jahns auch ihre drei Tretboote zu Wasser lassen. Einmal seien gleich zwei Schulklassen zugleich da, 50 Kinder. „Da waren alle Boote im Wasser, die wir haben“, erzählt Thomas Jahn.
Zu DDR-Zeit bauten die Jahns Boote noch vollständig selbst, Jollenkreuzer und Kajütboote aus Holz oder Plastik. Wie zum Beweis schwankt im Hintergrund das Jahnsche Familienboot im Nuthewasser, die „Selandia“, benannt nach dem ersten Dieselmotorschiff, das den Atlantik überquert hat. Heute werden neue Boote von den wenigen überlebenden Werften in Deutschland in Massenproduktion gefertigt. Doch können könnten die Jahns es immer noch, das Bootebauen, „aber es bezahlt keiner“.
Ihr Geld verdienen die beiden nun mit der Reparatur und Wartung von Booten. So erhält gerade das „Unterwasserschiff“ – der Teil, der sich unter der Wasseroberfläche befindet – eines Bootes der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft einen neuen Anstrich. Bereits frisch gestrichen liegt das Kajütboot „Marie“ auf der Slipanlage, bereit für die Wasserung.
Zu den Kunden der Jahns gehörte gestern auch Rebekka Neis mit ihren Kindern. Sie lieh sich einen Kanadier aus, die Kinder erhielten rote Schwimmwesten. Elf Euro pro Stunde nehmen die Jahns für eine Stunde mit dem Dreier-Kanadier. Die Preise sind seit 2002 konstant, sagt Thomas Jahn. Die junge Familie paddelt indes mit der Strömung in Richtung Havel. Eine weitere Möglichkeit wäre es, sich von den Jahns die Boote bis nach Trebbin bringen zu lassen und sich dann einen Tag lang mit der Strömung bis zum Werftstandort in Zentrum-Ost treiben zu lassen. Geheimtipp Thomas Jahns für eine Mehrtagestour mit Zelt ist eine Fahrt auf der Wublitz. Guido Berg
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