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Die English Drama Group der Universität Potsdam bringt am Wochenende die Komödie „Play On!“ auf die Bühne
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Noch ist es still auf der Bühne. Friedlich und etwas erhaben genießt die altmodische Couchgarnitur im Zentrum ihre letzten ruhigen Sekunden. Denn in den nächsten eineinhalb Stunden muss sie einiges aushalten: Um sie herum wird geschrien, verzweifelt und geflucht. Zwischendurch darf sie als Liebesnest herhalten und im nächsten Moment ermordete Menschen auffangen. Denn sie steht im Zentrum der neuesten Produktion der English Drama Group (edg) der Universität Potsdam, die in diesem Jahr mit der Inszenierung von Paul Abbots „Play On!“ eine temporeiche Komödie auf die Bühne bringt.
Seit 30 Jahren ist die Gruppe nun schon fester Bestandteil des Potsdamer Hochschullebens und inszeniert jedes Jahr ein Theaterstück in englischer Sprache. Die Theatergruppe steht vollständig unter studentischer Leitung und vereint dabei Studenten jeder Fachrichtung. Finanziert wird sie durch die Einnahmen der Veranstaltungen und durch die Unterstützung von der universitären Einrichtung StudiumPlus. Genretechnisch spielen sie alles quer durch die Bank.
Mit „Play On!“ spielen sie nun einen Komödienstoff, der die Theaterwelt selbst aufs Korn nimmt: In einer englischen Kleinstadt soll das Theaterstück „Murder Most Foul“ aufgeführt werden – eine Krimigeschichte, angesiedelt im englischen Adel Anfang des 20. Jahrhunderts. Nur noch vier Tage bis zur großen Premiere, doch nichts klappt, wie es klappen soll. Die Schauspieler können den Text nicht, es gibt technische Probleme und dann kommt auch noch die exzentrische Autorin des Stückes ständig mit neuen Änderungsvorschlägen daher. Nebenbei gibt es noch allerlei persönliche Probleme und die Regisseurin kommt langsam an ihre Grenzen. Schließlich bleibt dem Ensemble nichts anderes übrig, als einfach weiterzuspielen: „Play On!“
„Es ist einfach ein totales Spaßstück“, sagt Elisabeth Böhm, die Regisseurin des Stückes. „Und dabei auch eine wunderbare Parodie auf uns selber. Da ist vieles dabei, was wir genauso in den letzten Jahren erlebt haben.“ Seit fünf Jahren wirkt die 25-jährige Lehramtsstudentin schon bei der Gruppe mit. Die Regiearbeit übernimmt sie das erste Mal. In den vergangenen Jahren stand sie immer als Schauspielerin mit auf der Bühne. Für die Inszenierung hat sie den Originaltext des Stückes ein wenig gekürzt und auch manche Sätze sprachlich vereinfacht. Als das Drehbuch stand, hat sie mit den Schauspielern erst einmal viel improvisiert, damit sie in das Stück hineinwachsen konnten. „Anfang Januar gab es dann ein Casting, bei dem jeder für seine Wunschrolle vorspielen konnte“, erzählt sie. „Und dann hat sich jede Szene so nach und nach entwickelt.“
Gerade für die Darsteller, die in „Play On!“ die Schauspieler verkörpern, ist das Stück eine echte Herausforderung. „Wir müssen ja ständig zwischen dem Landadel und dem Theateralltag wechseln“, sagt Christine Radon. Die 19-jährige Psychologiestudentin verkörpert die Doppelrolle Polly/Lady Margret. „Aber da alles sehr überspitzt ist, macht es einfach nur Riesenspaß.“ Da das Stück nicht genug Platz für die sechs männlichen Darsteller bietet, sind die Männerrollen doppelt besetzt und werden an unterschiedlichen Tagen von je einem der Darsteller gespielt. Dabei ergeben sich auch unterschiedliche Rolleninterpretationen, wie Florian Seidler (27) und Steven Dewart (24) erzählen, die beide den Bösewicht Dr. Rex Forbs bzw. den Schauspieler Saul verkörpern. So spiele Seidler die Rolle etwa 40 Jahre älter und hätte sich extra einen Bart stehen lassen. „Den finde ich ganz furchtbar“, sagt er lachend. „Aber für die Rolle ist er perfekt.“ Sarah Kugler
Premiere am Sonntag, 18.30 Uhr im Theatersaal des Campus Golm (Haus 5, Raum 0.01). Weitere Vorstellungen am 17., 19., 23., 27. Juni und 5. Juli in der Reithalle des HOT um 20 Uhr.
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