Sport: Einfach zu schnell
Diana Lehmann blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück
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Diana Lehmann blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück Von Dirk Becker Immer wieder sind es Sekunden, die entscheiden und ein ganzes Wettkampfjahr prägen können. Für Diana Lehmann waren es genau drei Sekunden, die sie im vergangenen Jahr beim Brockenmarathon vom dritten Platz trennten. Drei Sekunden, die sie nicht so einfach hinnehmen wollte. Als sie beim diesjährigen Brockenmarathon am 9. Oktober ins Ziel kam, waren es knapp viereinhalb Minuten. Viereinhalb Minuten, mit denen sie vor der Zweitplatzierten und mit einem neuen Streckenrekord die 42,195 Kilometer für sich entschied. „Ein gutes Jahr fand so einen guten Abschluss“, bringt es die 27-Jährige Studentin vom Certudo Racing Team des USV Potsdam auf den Punkt. Denn schon beim traditionellen Humboldtlauf im März konnte Diana Lehmann den Halbmarathon durch die Potsdamer Ravensberge gewinnen, beim Rennsteigmarathon den 2. Platz belegen. Dass sie dann sieben Monate später auch den prestigeträchtigen Brockenmarathon, der als Deutschlands härtester Marathon gilt, gewinnen würde, damit hatte sie nicht gerechnet, dafür hatte sie auch nicht ausschließlich trainiert. Und das ist vielleicht das Außergewöhnliche an Diana Lehmann: Sie geht nicht mit dieser absoluten Motivation an den Start, unbedingt das Rennen gewinnen zu wollen. Es geht ihr einfach nur um einen guten Lauf. Dass Diana Lehmann Talent hat, fiel schon früh auf. In Luckenwalde geboren, kam sie 1990 an die Potsdamer Sportschule und wurde hier als Leichtathletin trainiert. „Mit kurzen Strecken fing es an“, erinnert sie sich. 5 Kilometer, dann 7,5, dann 15. Mit den Jahren wurden die Strecken immer länger bis hin zu den 21 Kilometern Halbmarathon. Und schon damals fühlte sie sich auf den unebenen Waldwegen wohler als auf der schnurgeraden Straße. Mit dem Abitur endete 1997 ihre Zeit an der Sportschule und damit auch die professionelle Trainingsbetreuung. Viele aus ihrer Klasse ließen nach und nach den Sport zur Nebensache werden. Diana Lehmann entschied sich dagegen für ein Sportstudium an der Universität Potsdam. Und das Laufen, losgelöst vom rigiden Trainingszwang, wurde immer mehr zur Leidenschaft. Anspruchsvolles Gelände, wechselnder Untergrund und bissige Anstiege, in den Potsdamer Ravensbergen fand Diana Lehmann ihren Lieblingsspielplatz. Trotz mancher Rückschläge hat sie sich hier von Jahr zu Jahr verbessert. Hat immer wieder etwas Druck ausgeübt, ohne sich wirklich unter Druck zu setzen und dabei eine etwas eigenwillige Renntaktik entwickelt. „Ich laufe immer sehr schnell los. Oft habe ich dann das Gefühl, dass ich mich verschätzt habe. Aber das Tempo wieder rauszunehmen, fällt mir schwer.“ In diesem Sommer hat sie sich in den Ravensbergen nach dieser Methode besonders geschunden, damit auch auf den letzten Kilometern noch genug Kraft in den Beinen steckt. Das Training hat sich ausgezahlt. Anfang September gewann sie den 26 Kilometer langen Brockenlauf. Gut vier Wochen später dann der Brockenmarathon. Ihr Ziel war es hier, als erste auf dem Berg anzukommen. Dementsprechend schnell ging sie die knapp 1000 Höhenmeter an. Nach 19 Kilometern oben angekommen, hatte sie einen Vorsprung, den sie bergab nicht mehr hergab. Ihr Sieg wurde mit einer Reise nach Davos zum Swiss Alpine Marathon im kommenden Juli belohnt. Kerniges Gelände und satte Höhenmeter, Diana Lehmann wird hier ganz in ihrem Element sein. Doch wie schon in diesem Jahr will sie sich in ihrer Vorbereitung auf den Swiss Alpine Marathon nicht groß unter Druck setzen. Wenn dann der Startschuss fällt, wird sie wahrscheinlich wieder zu schnell loslaufen. Wohin das führen kann, hat sie bei ihren letzten Wettkämpfen gezeigt.
Dirk Becker
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