zum Hauptinhalt

MITgefühlt: Einheit anders

Diese Woche stand unter dem Zeichen von Feuer und Erde. Auf dem Fußballplatz kam es in mehreren Hinsichten zu funkenvollen Auseinandersetzungen: Während zwei Fußballspielerinnen des 1.

Stand:

Diese Woche stand unter dem Zeichen von Feuer und Erde. Auf dem Fußballplatz kam es in mehreren Hinsichten zu funkenvollen Auseinandersetzungen: Während zwei Fußballspielerinnen des 1. FFC Turbine Potsdam schwer verletzt am Boden lagen, weil es zwischen ihren Köpfen auf schmerzhafteste Weise gefunkt hatte, nutzten Spielerinnen der gegnerischen Mannschaft die Gelegenheit aus, um weiterzuspielen und das Spiel für sich zu entscheiden. Es ist nur zu hoffen, dass ein solches Ereignis kurz vor den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit keinen symbolischen Wert hatte.

Zu Boden gingen andere Menschen im Vorfeld des Tages der offenen Moscheen – der auch auf den 3. Oktober fällt –, und zwar während der interkulturellen Woche in der Al Farouq Moschee in der Leipziger Straße. Aber dieses Mal war es ein Zeichen des Willkommens und des gegenseitigen Verständnisses. Das Motto lautete: „Der Islam hat in Potsdam begonnen“.

Es ist ab und zu gut, das Gesicht auf den Boden zu senken. Aber nicht, um wie es angeblich der Strauß tut den Kopf in den Sand zu stecken, um ungemütlicher Realität zu entkommen. Vielmehr wird dadurch spürbar, dass wir alle auf derselben Erde gehen, laufen, lieben und leben. Dies eint uns.

Ein gewaltiges Zeichen der Eintracht war auch anderswo auf Potsdamer Boden zu finden. 200 bis 300 Menschen sind dem Aufruf von Flüchtlingsorganisationen wie Women in Exile, Refugees Emancipation und der Flüchtlingsinitiative Berlin-Brandenburg nachgekommen und haben den Protestmarsch der Flüchtlinge aus Bayern begleitet. Sie haben den Weg vom Hauptbahnhof bis zum Landtag auf dem Brauhausberg gefunden und haben auf den Boden stampfend mit ihren Stimmen und mit Gesang, mit klar artikulierten Forderungen und Humor dafür demonstriert, was es in der Tat bedeutet, Farbe zu bekennen.

Es braucht den Mut des friedlichen zivilen Ungehorsams, um trotz Residenzpflicht – des Verbots, den zugewiesenen Landkreis zu verlassen – nach Potsdam zu gehen. Eine Demonstrantin hat vor dem Landtag mit einem einfachen Satz zum Ausdruck gebracht, worum es geht: In Würde zu wohnen, seinen eigenen Unterhalt selbst zu verdienen, zu lernen, und mit dem oder der Verlobten leben zu dürfen. Und es braucht einen Funken Hoffnung, Ideal und Poesie, um als Zwischenetappe an einem Ort zu verweilen, der Freiland heißt. So überwältigend, schön und leuchtend kann die Eintracht nach Potsdamer Art in Deutschland aussehen. Es obliegt jeder und jedem von uns, diese auch in spürbare Realität im Alltag zu verwandeln.

Marianne Ballé Moudoumbou wohnt in Potsdam und arbeitet als Diplom-Dolmetscherin. Ende 2010 wurde sie von rund einer Million Berliner und Brandenburger mit Migrationsgeschichte stellvertretend gewählt, um die Interessen der Gesellschaft im RBB-Rundfunkrat zu vertreten.

Marianne Ballé Moudoumbou

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })