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Sport: „Einheitskufe ist nicht gleich Einheitskufe“

Bob-Bundestrainer Carsten Embach aus Potsdam über den beginnenden Weltcup, Materialfragen und die Potsdamer Anschieber

Stand:

Am Wochenende beginnt für die Bob-Elite die internationale Saison mit den Weltcup-Rennen in Winterberg. Was erwarten Sie als Bob-Bundestrainer dort von den deutschen Teams, Herr Embach?

Es geht wie in jedem Jahr für alle bei Null los und ist auch für uns eine erste Standortbestimmung. Nach den bisherigen Fahrten und Lehrgängen in der noch jungen Saison sollten wir aber schon in der Lage sein, auf einer unserer Heimbahnen vorn ein Wörtchen mitzureden. Man muss abwarten, wie sich Mannschaftsbesetzungen und Materialentwicklungen auswirken. Aber ich gehe davon aus, dass sich im internationalen Kräfteverhältnis nicht groß etwas geändert hat und dass die gleichen Piloten wie in der vergangenen Saison um die vorderen Plätze kämpfen werden.

Weltmeister und Olympiasieger André Lange aus Oberhof ist im Viererbob, in dem die Potsdamer Kevin Kuske und Alexander Metzger zu seinen Anschiebern gehören, kürzlich in Winterberg erstmals Deutscher Meister geworden.

Was aber wenig Aufschluss darüber gibt, wo man international steht. Auch für André wird es spannend zu sehen, wie die anderen Nationen den Sommer über gearbeitet haben.

Sie selbst haben den Sommer über als Konditionstrainer mit den Potsdamer Anschiebern zu Hause geübt. Wie schätzen Sie deren derzeitiges Leistungsvermögen ein?

Das ist wie immer sehr gut. Wir konnten die Strukturen in Potsdam für uns erneut optimal nutzen und haben sehr gut trainiert. Zumal ich im Luftschiffhafen jetzt mit Jörg Weber einen neuen Athletiktrainer an meiner Seite habe. Momentan haben wir unter den Potsdamer Anschiebern mit Mirko Pätzold aus dem Team Thomas Florschütz leider einen Verletzten. Er musste sich einer unvermeidbaren Knie-Operation unterziehen. Alle anderen sind mit hier in Winterberg. Wobei Thomas Pöge zunächst im Team Mathias Höpfners fehlt, in den nächsten drei Weltcups aber dabei sein wird. Ich bin selbst sehr gespannt, wie sich unser Athletik- Training nun in den Startzeiten der Bobs bemerkbar machen wird.

Ihr bester Anschieber ist seit Jahren Kevin Kuske

der in der Vorbereitung einige Probleme mit seinem Rücken hatte. Er hat die, denke ich, jetzt aber im Griff. Bei unseren letzten Trainingseinheiten in Potsdam hat er mit seinen Zeiten nachgewiesen, dass er wieder in sehr guter Form ist.

Sein Pilot André Lange fährt jetzt einen neuen Viererbob des Berliner Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten, kurz FES genannt. Was ist von dem Schlitten zu erwarten?

Das ist derzeit die meistgestellte Frage, die schwer zu beantworten ist. Das FES hat ein neues Gerät gebaut, das von André getestet wurde und nun seine internationale Bewährungsprobe antreten muss. Wir sind alle gespannt darauf, wie sich der Schlitten mit der Mannschaft am Wochenende in Szene setzen kann.

Die Regelung mit den Einheitskufen bleibt auch in dieser vorolympischen Saison bestehen – wie viel Prozent Anteil an Erfolg oder Misserfolg hat im Bobsport die Materialfrage noch?

Einheitskufe ist nicht gleich Einheitskufe. Dabei geht es darum, dass alle aus dem gleichen Stahl sind. Entscheidend ist aber der Sprung, der auf diese Kufe gefräst wird und praktisch ihre Geometrie ausmacht. Da gibt es halt gute und schlechte Sprünge, und es werden für die einzelnen Bahnen immer wieder neue Sprünge für möglichst optimale Kufen getestet.

In den vergangenen Jahren begann die Weltcup-Saison stehts in Übersee mit Rennen in Kanada und den USA. Warum nicht auch diesmal?

Das hängt mit dem Wettkampfkalender zusammen. In dieser Saison finden die Weltmeisterschaften in der zweiten Februarhälfte in Lake Placid statt. Deshalb werden wir erst im WM-Vorfeld in Übersee die Weltcups fahren und die internationale Trainingswoche haben. Das ist vor allem eine Kostenfrage, denn sonst müssten wir zweimal rüberfliegen, und der Transportaufwand für Geräte und Mannschaft wäre enorm groß. Darum haben wir bis Weihnachten vier Weltcups in Europa, dazu im Januar einen in Königssee. Der sollte ursprünglich in Cortina d“Ampezzo stattfinden, wurde aber wegen fehlender Umbauten an der dortigen Bahn nach Königssee vergeben. So können wir auch im neuen Jahr auf einer weiteren deutschen Bahn fahren. Und nach den Europameisterschaften Mitte Januar in St. Moritz fliegen wir nach Übersee, wo wir fünf Wochen bleiben werden.

Jetzt geht es in Winterberg los. Wie sieht diese Woche für die Bobfahrer aus?

Wir haben heute früh um neun Uhr mit dem offiziellen Training begonnen, haben am Mittwoch zwei Läufe und am Donnerstag das Abschlusstraining. Am Freitag ist für die Bobs Bahnruhe, weil dann die Skeletonfahrer trainieren. Am Samstag beginnt um 9 Uhr der Weltcup der Frauen und um 12.30 Uhr der Weltcup der Männer-Zweierbobs, am Sonntag schließlich um 11.30 der Weltcup der Vierer. Wie immer werden zwei Läufe gefahren.

Das Interview führte Michael Meyer.

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