Sport: Einhundertundfünfzig
Hendryk Lau läuft gegen Frankfurt als einer von zwei Nulldreiern zum Jubiläum auf
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Hendryk Lau läuft gegen Frankfurt als einer von zwei Nulldreiern zum Jubiläum auf Der Alltag bestimmt das Leben des früheren Vollzeitfußballers Hendryk Lau: Sechs Uhr aufstehen, mit den Kindern frühstücken, die Tochter zur Schule bringen, von neun bis 17 Uhr arbeiten und danach zum Fußballtraining. Seit September des vergangenen Jahres, nachdem sein Verein SV Babelsberg 03 Insolvenz anmelden musste und in der Oberliga spielt, lebt auch der 34-Jährige nach den Gesetzen des Amateurfußballs. Erst die Arbeit, dann das Hobby Fußball. Mehr als zehn Jahre lebte er von seinem Sport in dem er erstmals 1992 nach einem Angebot von Horst Ehrmantraut und dem SV Meppen in der 2. Bundesliga kickte. Das war vor mehr als einem Jahrzehnt, er kam zu sechs Liga- und zwei Pokaleinsätzen. Danach folgten vier Stationen in der Regionalliga: bis 1997 VfL Herzlake, dann bei Nulldrei und zwei Jahre beim Dresdner SC. Seit Sommer 2002 ist der Stürmer wieder am Babelsberger Park zu Hause – am Ostermontag wird er nun sein 150. Punktspiel für den SV Babelsberg 03 absolvieren. Im Nachholspiel der Oberliga trifft der SV Babelsberg um 14 Uhr im Karl-Liebknecht-Stadion auf den Frankfurter FC Viktoria. Schwer war die Zeit, als er in der ersten Halbserie der laufenden Saison nur zweite Wahl hinter den Spitzen Kostas Pantios, Enrico Röver war und das Spiel von der Bank aus sah. Doch er hat sich den Tritt in den Allerwertesten gegeben, den er seiner Ansicht nach gelegentlich braucht, um sich nach der Arbeit noch voll ins Trainingsgeschehen zu stürzen. Zuletzt stand er oft neben Pantios in der Starformation, getroffen hat der gebürtige Berliner mit B-Trainerlizenz seit Jahreswechsel jedoch erst zwei Mal ins gegnerische Tor. Und ob er am Montag von Beginn an aufläuft, weiß er noch nicht: „Ich kann nur trainieren, trainieren und mich anbieten“, so der frühere Sturmpartner von Marco Küntzel (jetzt Bielefeld). Es gehört zu seinem Motto, nicht aufzugeben und selbst die kleinste Chance noch als groß zu betrachten. Das war so nach seiner schweren Verletzung Anfang 2000, als er sich den Knöchel brach. Und das ist nun so, wenn er nach den Aufstiegschancen gefragt wird. Dann sagt er: „Wir haben noch alle Möglichkeiten nach oben.“ Die Chance sei da – und daran hätte er vor der Saison nicht geglaubt. Lange hatte er im Juni vergangenen Jahres mit seiner Zusage gewartet, ehe er sich für Babelsberg und die Oberliga entschied. In einer Zeit des laufenden Insolvenzverfahrens, in einer Zeit ohne vollständige Mannschaft. Doch hier ist er zu Hause, hier ist er in seinem Revier. Dazu zählt Berlin ebenso wie seine neue Heimat. Denn aus der Hauptstadt kommt Lau ursprünglich, lernte 1976 beim BFC Dynamo sich die Töppen zu schnüren, kickte später bei der SG Dynamo Lichtenberg und ab 1987 in der DDR- sowie Bezirksliga für die BSG Rotation Berlin. Was dann kam war schön, die größten sportlichen Erfolge erzielte der Mann für wichtige Tore aber mit dem SV Babelsberg 03. „Wir gewannen zwei Mal den Landespokal und qualifizierten uns für die neue 3. Liga im Sommer 2000, und ich holte mir mit 16 Toren die Torjägerkanone der Regionalliga Nordost“, schreibt Lau auf seiner privaten Homepage. Und vom absoluten Höhepunkt bis dato: die Partie am 7. August 1999. In der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen Unterhaching mühten sich die Stürmer beider Seiten über neunzig Minuten den Siegtreffer zu erzielen. „Henne“ Lau gelang es in der Nachspielzeit. Solche Tore bleiben in Erinnerung, nicht ihrer Schönheit wegen, sie leben von der Bedeutung. Auch in Runde drei präsentierten sich die Babelsberger gut und zwangen den SC Freiburg nach einem 2:2 in die Verlängerung (2:4) – das Fußballwunder Babelsberg nahm da wohl seinen Anfang, das Ende war der Aufstieg in die 2. Bundesliga 2001 und die ersten Spiele der neuen Saison. Das alles sah Lau aus zweihundert Kilometer Entfernung, aus Dresden. Erst nach dem Abstieg kam er zurück, geändert hat er seine Einstellung zum Fußball nicht. Auch nicht die zum Gegner. Egal wie er heißt, keiner wird unterschätzt. Das bezeichnet der einen Meter und 85 Zentimeter große Angreifer auch als eine Art Erfolgsrezept. Der Babelsberger Gegner am Ostermontag, Frankfurter FC, gilt bereits als abgestiegen. Doch am Gründonnerstag fuhren die Oderstädter einen Sieg gegen Türkiyemspor Berlin ein. Keller schoss das einzige Tor des Tages, Keller traf auch im Hinspiel gegen Nulldrei kurz vor Schluss zum 1:2. Es nützte nichts, Babelsberg gewann mit einem Tor Vorsprung. Für Lau ausreichend. Seine Devise ist, ein Tor mehr zu schießen, als der Gegner. Wer für den SVB trifft, sei ihm egal, gerne würde er es sein. Der erste Schritt vom Amateurfußballer unter Profibedingungen in der Regionalliga in den Arbeitsalltag hinein hat der Familienvater hinter sich, wann ein weiterer Schritt folgt darüber macht er sich noch keine Gedanken. Auch nicht darüber, was bei einem eventuellen Aufstieg der Babelsberger passiert. Eines weiß er aber ganz bestimmt: wenn er die angestrebte A-Lizenz einmal haben sollte, will er nicht Cheftrainer im Männerbereich werden. Jan Brunzlow Hendryk Lau im WorldWideWeb www.hendryk-lau.de
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