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Landeshauptstadt: Einkaufen üben ohne Beobachter

Im Computerkabinett des Oberlinhauses können Schädelhirnverletzte künftig ihr Gedächtnis trainieren

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Babelsberg – Die Leistungsfähigkeit eines Patienten habe sich von zehn Minuten auf eine Stunde erhöht, sagt Heike Judacz. Die Leiterin des Kompetenzzentrums für Körper- und Mehrfachbehinderte am Oberlinhaus ist begeistert von dem Computerprogramm für Schädelhirnverletzte, dass sie bereits neun Monate lang im Reinhold-Kleinau-Haus in Babelsberg getestet hat.

Weniger Aggression, mehr Kommunikation: „Der Patient hat sich vom ganzen Wesen geändert“, berichtet sie über die erzielten Fortschritte.Im April 2007 soll deshalb nun ein ganzes Computerkabinett im Reinhold-Kleinau-Haus eröffnen. Geplant sind drei bis vier Computerarbeitsplätze, an denen die momentan fünf Schädelhirnverletzten mit der Gedächtnistrainingssoftware „RehaCom“ arbeiten können, erklärt Judacz. Das Gedächtnistrainigsprogramm, das vorerst für drei Jahre gemietet werden soll, sei aber auch für Schwerst-Mehrfachbehinderte geeignet. Finanziert wird das Projekt durch eine Spende der Mittelbrandenburgischen Sparkasse. Mit dem Programm einer Magdeburger Software-Firma könnten die in ihrer Leistungsfähigkeit eingeschränkten Menschen zum Beispiel den täglichen Einkauf simulieren: Sie schreiben eine virtuelle Einkaufsliste oder müssen Waren auf einem laufenden Band wiedererkennen. Das Programm sieht verschiedene Schwierigkeitsstufen vor, erklärt Judacz. Per Computer könnten die Patienten trainieren, „ohne sich Blicken ausgesetzt zu fühlen“, betont sie.

Denn gerade Menschen, die infolge eines Unfalls ihre Leistungsfähigkeit eingebüßt haben, seien frustriert, wenn Dinge nicht mehr wie gewohnt funktionieren, sagt sie. Ihrer Erfahrung nach reagieren sie oft ungehalten oder aggressiv. Mit dem Computerprogramm sei das anders, findet Judacz: Denn die Kranken könnten damit „wertungsfrei“ üben. Den Betreuern ermögliche die Software, die unter anderem die Reaktionszeit bei den Aufgaben misst, eine genaue Einschätzung des Leistungsstands.

Für eine Wohnstätte sei ein solches Angebot nicht alltäglich, sagt Judacz. Es werde normalerweise im Reha-Bereich, zum Beispiel an einer Klinik in Beelitz, eingesetzt. Dort werde sich ein Mitarbeiter bei einem Praktikum auf die Arbeit mit der Software vorbereiten.

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