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Aus dem GERICHTSSAAL: Einkaufswagen als Rammbock

Einbrecher kamen mit einem blauen Auge davon

Stand:

Das Quartett auf der Anklagebank hat fast noch Kindergesichter. Doch mit Justitia sind die Potsdamer schon mehr oder minder heftig aneinander geraten. Jetzt – so versprechen sie dem Jugendschöffengericht – wird sich alles ändern. Und das scheint zumindest bei Dreien der wegen Einbruchs bzw. Beihilfe zum Einbruchsdiebstahl Beschuldigten kein Lippenbekenntnis zu sein. Christian G. (20), David S. (18) und Marcel D. (17) sind Auszubildende. Nur Dominique K. (19) lebt nach Auskunft seines Bewährungshelfers in den Tag hinein. Deshalb überlegte das Gericht auch lange, um eine angemessene Strafe für das jüngste Vergehen des Tätowierten zu finden. Er hat jetzt vier Monate Zeit zu zeigen, dass auch er die Kurve kriegen kann. In dieser Frist muss Dominique K. 120 Stunden unentgeltlich arbeiten, eine Therapie gegen seine Alkoholsucht beginnen, regelmäßig seinen Bewährungshelfer aufsuchen. Ansonsten drohen ihm 14 Monate Gefängnis.

Christian G. hat an einem Antiaggressionstraining teilzunehmen, David S. 80 Sozialstunden binnen sechs Monaten zu leisten. Begehen sie ein Jahr lang keine neuen Straftaten, wird ihr Schuldspruch getilgt. Der mehrfach einschlägig vorbestrafte Marcel D. wird, sofern das Urteil rechtskräftig wird, zwei Wochenenden hinter Gittern verbringen.

Da die Angeklagten geständig waren, kamen sie mit einem blauen Auge davon. „Wo die Erinnerung des einen wegen des genossenen Alkohols aussetzte, sprang der andere ein“, resümierte die Staatsanwältin. So zeichnete sich am Schluss der Beweisaufnahme ein klares Bild der Ereignisse des 14. Dezember 2005 ab. Gemeinsam mit dem offensichtlichen Anführer der Clique, Martin O., trank und rauchte man in einer Tiefgarage im Kirchsteigfeld. Als die Vorräte zu Ende gingen, sei O. nach Aussage der Angeklagten auf die Idee gekommen, Nachschub zu besorgen, habe mit einem Stein die Scheibe eines Presseshops eingeschlagen. Der Coup sei missglückt, da die Alarmanlage losging. Danach habe Martin O. – er bekommt ein eigenes Verfahren – zwei Gehwegplatten in die Scheibe des Rewe-Marktes geschleudert, wenig später bei Lidl mehrere Einkaufswagen als Rammbock benutzt, um die Tür aufzubrechen. „Ich habe Schnaps und Zigaretten rausgeholt“, gestand Christian G. David S. und Dominique K. beteuerten, „nur dabeigestanden“ zu haben. Marcel D. betonte, er sei während des letzten Einbruch bereits zu Hause gewesen .

David S. wurde darüber hinaus beschuldigt, am 24. Februar 2006 die Scheibe einer Straßenbahnhaltestelle zerstört zu haben. Christian G. soll dazukommende Polizisten angegriffen haben. Auch das gaben die Angeklagten zu. gh

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