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Von Michael Klug: Einmal mit dem Panzer fahren

Auf dem Flugplatz Finowfurt wird osteuropäische Militärtechnik vorgeführt

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Finowfurt - Zunächst hört man nur ein Brummen, das aus der Tiefe des Schorfheider Kiefernwaldes kommt. Dann bahnt sich das dazugehörige Gefährt allmählich seinen Weg zum Flugplatz Finowfurt. Schließlich bricht ein 34 Tonnen schwerer Panzer aus dem Wald und stoppt seine 600 Pferdestärken abrupt in einer Wolke aus Staub und Abgasen. Die Männer auf dem Aussitz des Bergungspanzers vom Typ T55 sind beeindruckt. „Das ist schon ultimativ, so viele PS – und dann ohne Rücksicht auf Verluste mal Gas zu geben“, sagt einer der Fahrgäste.

Mario Zimmermann kennt diese Reaktion. „Da bekommt manch einer Hosenflattern“, sagt der 45-jährige Berufskraftfahrer. Gemeinsam mit etwa 30 Gleichgesinnten betreut er auf dem Flughafen Finowfurt die Ausstellung von ehemaligen Militärfahrzeugen, die zum Luftfahrt-Museum Finowfurt gehört. „Wir sind Teil des Museums und präsentieren vom Panzer T 54 bis zum Moped alles, was früher im Ostblock unterwegs war.“ Dennoch sind Ausfahrten für zahlende Gäste eher die Ausnahme. „Das machen wir nur auf Vorbestellung“, erläutert Zimmermann.

Schließlich geht es ihnen weniger um dröhnende Fahrten durch Brandenburger Wälder, als um den Erhalt der Technik. So gehören zum Ausstellungspark noch Militärmotorräder sowie Pkw der Marken Trabant und Wartburg. Ein Teil der Fahrzeuge wurde für die Ausstellung sogar aus den alten Bundesländern zurückgeholt. „Einen Tatra-Lkw haben wir beispielsweise in Schwaben geholt, ein russischer Bus kommt aus Bayern“, erzählt Zimmermann.

Schweres militärisches Gerät besorgen sich die Brandenburger hingegen aus dem einst sozialistischen Ausland. Vor allem Tschechien und Polen sind dabei wahre Fundgruben für die Finowfurter. „Das liegt daran, dass dort wesentlich mehr erlaubt ist als bei uns“, sagt der Chefmechaniker der Truppe, Norbert Maaß. „Die müssen lediglich die Waffensysteme funktionsunfähig machen, dann kann das Fahrzeug zivil genutzt werden.“ Auf heimischem Boden dürfen die Panzer dagegen auch ohne Kanone nicht ohne weiteres fahren. „Gesetzlich gilt alles über drei Millimeter Stahl als Kriegsgerät und muss entsprechend entmilitarisiert werden“, erklärt Maaß die deutschen Vorschriften.

Deshalb demontiert der gelernte Kfz-Meister bei Neuerwerbungen zunächst die Panzerplatten im Fahrerbereich und ersetzt sie durch dünnes Blech. Zudem werden große Löcher in den verbliebenen Stahlmantel geschweißt. „Damit bei einer Amokfahrt jeder Dorfpolizist mit einer Pistole den Fahrer stoppen kann“, sagt Maaß.

In der Gemeinde Schorfheide teilen jedoch nicht alle die Freude an der osteuropäischen Militärtechnik. Einigen Anwohnern ist das Motorengedröhne zu laut, andere werfen Zimmermann und seinen Mitstreitern vor, „Ewiggestrige“ zu sein. „Ganz viele Leute haben irgendeine Macke, und wir haben eben diese“, sagt Zimmermann dazu.

Gleichwohl ist der ehemalige DDR-Volkspolizist nach eigenem Bekunden ein „Ostalgiker“. „Was die Fahrzeuge betrifft, da bin ich schon etwas sentimental. Da hängt schließlich ein gewaltiges Stück meines Lebens dran“.

Unterstützung erhält die Gruppe um Zimmermann von der Kommunalpolitik. Dort schätzt man das Museum mit seiner Fahrzeugsammlung. „Das Museum ist mit 25 000 Besuchern eines der touristischen Schwergewichte in unserer Region. Zudem finanziert es sich zu 100 Prozent selbst. Vor diesem Hintergrund muss man einfach Kompromisse machen“, sagt Bürgermeister Uwe Schoknecht (Wählergemeinschaft).

luftfahrtmuseum-finowfurt.de

Michael Klug

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