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Das WAR’S: Einmal weg und zurück

Wenn man bei Google „Kolumnist“ eingibt, rekrutiert die Suchmaschine sofort die offenbar häufig gesuchte Kombination „Kolumnist werden“. Es scheint also, dass sich viele Leute fragen, wie man Kolumnist wird.

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Wenn man bei Google „Kolumnist“ eingibt, rekrutiert die Suchmaschine sofort die offenbar häufig gesuchte Kombination „Kolumnist werden“. Es scheint also, dass sich viele Leute fragen, wie man Kolumnist wird. Genau weiß ich es nicht. Manchmal ist es eine Fügung.

Als ich vor einigen Jahren für die PNN aus dem Potsdamer Umland berichtet habe, fand ich es schade, dass Begebenheiten am Rande selten aufgeschrieben worden sind. Ich meine keine Anzüglichkeiten, wie sie jetzt eine junge „Stern“-Reporterin über ihre Bar-Bekanntschaft mit einem FDP-Politiker geschildert hat. Mir hat noch nie ein FDP-Mann seine Vorstellung kundgetan, dass ich auch sehr gut ein Dirndl füllen könne. Nicht einmal von einer Lederhose war die Rede.

Nein, ich meine Randnotizen aus dem Alltag, die in Artikeln und Berichten nicht erwähnt wurden. Etwa ein Vormittag mit der SPD-Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein in einer Teltower Fabrik für Malzbonbons. Oder wie ich, geschult durch FDJ-Fackelumzüge, reflexartig der englischen Königin zuwinkte, als diese in einer Limousine durch Potsdam fuhr. Unter der Rubrik „Das war’s“ tauchten diese Geschichten dann doch auf.

Letzte Weihnachten habe ich einige davon gelesen. Ich würde heute einige anders schreiben. Und komischerweise stellte ich mir beim Lesen die Frage, wie es Schauspielern geht, wenn sie Filme sehen, in denen sie vor zehn oder zwanzig Jahren mitgespielt haben.

Einmal war ich in Teltow VIP-Gast bei einem Konzert von „City“. Ich glaube, die waren neben Silly die einzige Ostband, die es noch vor dem Mauerfall in die Top Ten der RIAS-Hitparade „Schlager der Woche“ schaffte. Als ich sie dann Jahre später hörte, sangen sie solche Liedtexte: „Und weil die Erde eine Kugel ist kommt jeder, der straff nach Westen marschiert, im Osten wieder an.“

Ich bin in den letzten Jahren viel gelaufen. Aber ich bin nicht um die ganze Welt gegangen, um wieder in Potsdam anzukommen. Es war ein bisschen mehr Berlin, etwas München, der Kilimandscharo – um sicher zu sein: Meine Liebe ist in Potsdam!

Ich denke, im Laufe seiner Zeit und seines Weges wird jeder zum Kolumnisten. Jeder kann auf seinen Tag, seine Woche, seinen Monat, seine Zeit – auf sein „Das war’s“ – schauen. Dass ich es hier aufschreiben kann, ist eine schöne Fügung.

Unser Autor ist freier Journalist und arbeitet als Lauf- und Fitnesstrainer. Er lebt in Potsdam.

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