Landeshauptstadt: Einnahmequelle Reiseleiter
Wer durch Parks führen will, soll künftig zahlen
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Für Führungen durch ihre Parks in Potsdam und Berlin will die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten ab April eine Lizenz haben. Der Erwerb einer solchen personengebundenen Zertifizierung koste 75 Euro pro Jahr und Park. „Eine geringfügige Gebühr also“, sagt Stiftungssprecher Ulrich Henze. Als „Abzocke“ hingegen bezeichnet es ein Berliner Reiseunternehmer, der namentlich nicht genannt werden möchte. Über Jahre hätten er und seine vier Mitarbeiter die Touristen durch die von Lenné und Pückler entworfenen Parks geführt, die Schlossführungen aber den Mitarbeitern der Stiftung überlassen. Und nun plötzlich werde dafür eine Lizenz verlangt, wundert sich der Reiseunternehmer.
Es sei immer schon untersagt gewesen, in den Parkanlagen der Stiftung Handel und Gewerbe zu betreiben, beruft sich Sprecher Henze auf die Parkordnung. Bislang seien also die von den Reiseunternehmen angebotenen Führungen durch die Gärten von der Stiftung lediglich „geduldet“ worden. Damit seien der Stiftungen Einnahmen verloren gegangen, sagt Henze. Vor kurzem hatte der Generaldirektor der Stiftung, Hartmut Dorgerloh, angekündigt, dass die immens angestiegenen Kosten, zum Beispiel durch Tarifangleichungen der Gehälter, sein Unternehmen dazu zwängen, die Eigeneinnahmen von rund 15 Millionen Euro deutlich zu erhöhen. Von einer Steigerung um über eine Million pro Jahr war die Rede. Allein in Berlin und Brandenburg gebe es rund 400 Reiseleiter, sagt der Berliner Reiseveranstalter. Mit deren Lizensierung könnten jährlich 120 000 Euro in die Stiftungskasse fließen.
Es gehe aber nicht um das Geld allein, betont Henze. Man wolle durch die Schulung der Reiseleiter bei der Industrie- und Handelskammer auch eine „einheitliche Qualität der Parkführungen“ gewährleisten. Lizenzen könnten ab sofort für die Parkanlagen Sanssouci, Neuer Garten und Babelsberg sowie Berlin-Charlottenburg erworben werden. Bereits ab Ostern werde die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten mit entsprechenden Kontrollen beginnen, sagte Sprecher Henze.
Auch der Berliner Reiseunternehmer wird zunächst für sich und seine Mitarbeiter eine Genehmigung für das Führen durch die Stiftungsgärten erwerben. „Aber auch den Klageweg beschreiten“, wie er den PNN gegenüber ankündigte. Schließlich seien die Grünanlagen in Stiftungseigentum frei zugänglich. Die jetzt eingeführte Lizenz aber laut EU-Richtlinie eine „Einschränkung der freien Ausübung des Berufs“. Nicola Klusemann
Nicola Klusemann
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