Landeshauptstadt: Einsame Insel
Ab Oktober bleibt die Freundschaftsinsel zwischen 16 und 8 Uhr geschlossen – aus Schutz vor Vandalismus
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Innenstadt - Die Freundschaftsinsel erhält bis Ende des Monats an den drei Eingängen provisorische Eingangstore. Von da an soll das Gartendenkmal in Abend- und Nachtstunden bis 8 Uhr morgens geschlossen bleiben. Grund für das Inselverbot sind die seit drei Jahren steigenden Vandalismusschäden an Mobiliar und Häusern in der Grünanlage, sagte die Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz gestern. Dass die Zunahme der Sachbeschädigungen mit der Videoüberwachung am Hauptbahnhof zu tun haben und sich die Taten nur verschoben haben könnten, darüber wolle Kuick-Frenz nicht diskutieren. Eine Überwachung der Insel per Kamera wie vor dem Bahnhof hält sie ohnehin momentan als „ganz große Keule“ und für nicht finanzierbar.
Das ab Ende Oktober geltende Verbot, die Inselanlage während der Wintermonate nach 16 Uhr zu betreten, werde vom Wachschutz stichprobenartig kontrolliert, so die Baubeigeordnete. Nach den Welterbe-Parkanlagen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten soll nun erstmals eine städtische Anlage während der Nachtstunden geschlossen werden. Bereits von 1718 bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts durchzog ein Zaun die Schwemmsandinsel. Sollte die frühere Absperrung als Bestandteil der Stadtmauer einst die Flucht von Soldaten verhindern, dient der jetzige Zaun der Sicherung eines Denkmals und dem Ausschluss der Öffentlichkeit.
Kritik daran äußerte der Kreisverband von Bündnis90/Grüne gestern. Die Kreisvorsitzende Christiane Brade bezeichnete die Maßnahme als „nicht zu Ende gedacht“. Sie erwarte in den kalten Wintermonaten ohnehin weniger Schäden – auch ohne Einzäunung. Nun könnten diese mit dem Zutrittsverbot gerechtfertigt und zu einer Dauerlösung werden. „Eine Vertreibung der zumeist jungen Menschen an andere Orte wird insgesamt nichts helfen“, so Brade.
Elke von Kuick-Frenz bezieht sich bei der Maßnahme auf einen Beschluss der Stadtverordneten nach Antrag der CDU sowie auf das brandenburgische Denkmalschutzgesetz. Demnach habe die Behörde Maßnahmen zu ergreifen, die zum Schutz des Denkmals erforderlich sind, so die Baudezernentin. Sie appellierte an die Vernunft der Nutzer, auf den Erhalt der Anlage zu achten.
Während am Eingang Burgstraße laut Elke von Kuick-Frenz bereits über ein fest verankertes Tor nachgedacht wird, sollen Baustellengitter für Zugangssperren von der Langen Brücke aus sorgen. Die könnten zwar übersprungen werden, jedoch würden sie immerhin eine Hürde darstellen. Zudem sei es ein weiterer Straftatbestand, wenn neben dem Vandalismus auch noch das unbefugte Betreten hinzu käme, hieß es seitens der Stadt.
Im Vorjahr belief sich der Sachschaden laut Inselgärtner Jörg Näthe auf 43 000 Euro. Inzwischen seien nahezu alle 25 Bänke außerhalb des ohnehin eingezäunten und nachts abgeschlossenen Staudengartens kaputt. Die Kosten pro Stück würden mehr als 1000 Euro betragen. Sie lagern inzwischen in einer „makabren Ausstellung“ auf dem Wirtschaftshof der Freundschaftsinsel. Zudem sei die Beleuchtungsanlage der Insel durch Vandalismus beschädigt, Papierkörbe aus den Verankerungen gerissen und Schilder mit der Insel-Ordnung umgeworfen worden. „Ich bin inzwischen für alles, was hilft“, sagte Inselgärtner Näthe in Bezug auf Gegenmaßnahmen. Er hält die Überwachung der Eingänge mit Videokameras daher für legitim, sollte der Vandalismus auf der Insel durch die Tore nicht eingeschränkt werden.
Die Insel mit Spielplatz, Café, Freilichtbühne, Ausstellungspavillon und Bootsverleih wurde zwischen 1938 und 1940 von Karl Foerster und Hermann Mattern umgestaltet und war im Jahr 2001 ein Schauplatz der Bundesgartenschau.
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