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Landeshauptstadt: Einsatz im Wasser

Die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft feierte am Samstag hundertjähriges Bestehen in Potsdam – und richtet hier in dieser Woche eine internationale Tagung zum Rettungsschwimmen aus

Von Sarah Kugler

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Babelsberg/Potsdam-West - Der Lebensretter reagierte blitzschnell: Mit gekonntem Würgegriff hielt er den betrunkenen Mann fest, der versucht hatte, sich der Kellnerin unsittlich zu nähern. Zwei weitere Männer waren ebenso schnell zur Stelle, es flog auch eine Faust. Was die beherzten Retter nicht wussten: Bei dem augescheinlichen Störenfried handelte es sich um einen Stuntman des Filmparks Babelsberg, der zusammen mit seiner Kollegin – getarnt als Kellnerin – einen Überraschungsauftritt hinlegen wollte bei der Gala anlässlich des 100. Geburtstages der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) in der Metropolis-Halle im Filmpark. Der arme Stuntman musste sich später ein zweites Mal niederschlagen lassen – schließlich sollte die geplante Aktion, bei der die Kellnerin dem Angreifer zeigt, wo der Hammer hängt, noch komplett über die Bühne gehen. Zur Erleichterung aller Beteiligten blieb dies der einzige Vorfall auf der Jubiläumsfeier in der Metropolis-Halle.

Im Rahmen ihres hundertjährigen Bestehens richtete die DLRG nicht nur den großen Festakt am Samstag, sondern auch die diesjährige „World Conference On Drowning Prevention“ – zu deutsch: Weltkonferenz zur Vorbeugung vor Ertrinken – im Potsdamer Seehotel Seminaris aus. Auftakt war am gestrigen Sonntagnachmittag. Die Tagung wird gemeinsam mit der Dachorganisation der Lebenretter, der International Life Saving Federation (ILS), veranstaltet und geht noch bis zum morgigen Dienstag.

Rund 400 Experten aus 58 Ländern diskutieren dort Strategien und Maßnahmen, um die Zahl der Ertrinkungsunfälle weltweit nachhaltig zu verringern. Vor allem in ärmeren Ländern kommt es immer wieder zu Ertrinkungsunfällen, weil die Menschen dort nicht aufgeklärt sind, sagte ILS-Präsident Graham Ford. Die Tagung diene unter anderem dazu, dem vorzubeugen. Außerdem soll sie die Rolle der ILS als führende Organisation in Fragen der Ertrinkungsbekämpfung, des Rettungsschwimmens, der Gesundheitsvorsorge, der Ausbildung des Rettungssports und des Katastrophenschutze erweitern.

„Diese Konferenz findet alle zwei Jahre statt“, sagte Jörg Jennerjahn, Referatsleiter bei der DLRG. „Letztes Jahr waren wir in Vietnam, dieses Jahr hat es sich aufgrund unseres Jubiläums angeboten, die Tagung hier zu veranstalten.“ Die DLRG hatte sich explizit um die Ausrichtung der Konferenz in Potsdam beworben. Burkhard Exner (SPD), Bürgermeister von Potsdam, zeigte sich als stolzer und dankbarer Gastgeber.

„Was kann wichtiger sein, als Leben zu retten und andere auf die Möglichkeiten der Lebensrettung aufmerksam zu machen“, sagte Exner in seiner Eröffnungsrede: „Und da Potsdam selbst quasi eine Insel ist, drängt sich einem das Thema hier ja förmlich auf.“ Er betonte vor allem, wie wichtig es sei, sich der täglichen Herausforderung zu stellen und dankte allen Beteiligten für ihren unermüdlichen Einsatz.

Der langjährige Präsident der DLRG, Klaus Wilkens, zeigte sich ebenfalls sehr begeistert von der Veranstaltung. „Prävention ist der wichtigste Teil unserer Arbeit“, sagte er. „Nur zwei bis drei Prozent der Ertrinkungsopfer können überhaupt schwimmen.“ Und Graham Ford, Präsident der ILS, ergänzt: „Jede Minute ertrinken weltweit zwei Menschen, daran muss sich etwas ändern.“

Dafür setzt sich die DLRG seit ihrer Gründung 1913 in Leipzig im „Hotel de Prusse“ intensiv ein. Nach eigenen Angaben ist es ihr seitdem beispielsweise gelungen, die Ertrinkungsrate bei Null- bis 15-Jährigen um 82 Prozent zu senken. Europaweit gibt die Organisation Schwimm- und Lebensretterunterricht. „Unsere erste Aufgabe ist es, Unfälle zu vermeiden, dazu müssen wir Kinder und Eltern aufklären“, sagte Detlev Mohr. Der Potsdamer Bundesverdienstkreuzträger ist Vizepräsident der DLRG.

Die DLRG kann sich damit rühmen, viele junge Menschen zu begeistern. „63 Prozent unserer Mitglieder sind jünger als 27“, so Präsident Wilkens: „Darauf sind wir sehr stolz.“ Trotzdem sei man auch auf die ältere Generation angewiesen und organisiere mittlerweile gezielt Projekte für Menschen über 50 Jahre. Für die nächsten Jahre habe man sich vorgenommen, die Zahl der Ertrinkungsopfer noch weiter zu senken. mit MT

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