HEYES Woche: Einsicht statt Konfrontation
Uwe-Karsten Heye hat Ideen für das neue Toleranzedikt
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Welch ein Bild ist da zu besichtigen, wenn es um den Schutz der Parkanlagen in Potsdam geht. Es mutet an wie ein Rückfall in preußisch-wilhelminischen Kadavergehorsam. Hände an die Hosennaht und Fingerappell, ob auch alles schön sauber ist. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten hat sich in eine Welt verirrt, die lange hinter uns liegt und vordemokratische Züge hat. Es ist die Aufgabe der Stiftungsherrn, das große Kulturerbe der preußischen Park- und Gartenarchitekten zu erhalten und wiederherzustellen. Dass es dazu nicht nur Geld und Sachverstand braucht, sondern auch Parkbesucher, die unsere gartenarchitektonischen Kleinodien pfleglich und rücksichtsvoll behandeln, liegt auf der Hand. Doch wie lassen sich Potsdamer Bürger, Hundebesitzer und touristische Besucher der Residenzstadt dazu bewegen, solche Rücksichtnahme auch walten zu lassen? Nur durch Druck und mit einem Wachdienst, der auch noch mit robustem Auftrag unterwegs ist? Die Planer für Potsdams Parkzukunft haben offenbar wenig Vertrauen in den Gedanken, dies könne auch durch Aufklärung, Einbindung und Einladung an die vielen Potsdamer zu erreichen sein, die daran Interesse bekundet haben. Ich bin überzeugt davon, dass die Mehrheit der Parkbesucher bereit wäre, ihre Liebe zu den historischen Grünanlagen dadurch zu beweisen, sich an Schutz und Pflege zu beteiligen. So wie die junge Familie, die mir immer wieder im Babelsberger Park entgegen kommt – die Abfall einsammelt, den andere achtlos liegen lassen. So sieht bürgerschaftliches Engagement aus. Dagegen glaubt die Hierarchiespitze der Stiftung offenbar, Wohlverhalten nur überfallartig durchsetzen zu können. Wer so strikt auf Konfrontation setzt, muss sich über ärgerliche Zwischenfälle nicht wundern. Und nicht darüber, dass Bürger enttäuscht sind, wenn sie zu allererst als potenzielle Übeltäter behandelt werden. Ein Blick nach Köln in den Stadtgarten und sicher auch in andere Gegenden Deutschlands hätte Alternativen gezeigt, die so ähnlich auch in New Yorks Central Park gut funktionieren. Für ein Umdenken ist es nie zu spät. Auch das wäre ein Beitrag zur Erneuerung des Toleranzedikts.
Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die PNN. Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.
Uwe-Karsten Heye
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