Landeshauptstadt: Einsiedelei entsteht neu
Rotary-Club will die Wiedererrichtung des Bauwerks im Neuen Garten übernehmen
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Rotary-Club will die Wiedererrichtung des Bauwerks im Neuen Garten übernehmen Von Erhart Hohenstein Nauener Vorstadt. Die Eremitage an der in den Jungfernsee ragenden Landzunge Quapphorn zählt zu den Parkarchitekturen, die dem Neuen Garten verloren gegangen sind. Weil es das Schussfeld der Grenzwächter einengte, war das Bauwerk 1964 abgerissen worden. Das Fundament einschließlich des Sockels und der aufliegenden Sandsteinplatten wurde in den 90er Jahren gesichert und mit einer Rasendecke überzogen. Wie PNN erfuhren, will nunmehr der Rotary-Club Potsdam den Wiederaufbau übernehmen. Dies bestätigte Clubpräsident Hans-Jürgen Langer auf Anfrage. Die Entscheidung darüber will der Vorstand zwar erst auf seiner Dezember-Sitzung treffen, doch gebe es bei den Mitgliedern große Zustimmung für das Projekt. Die PNN hatten die Eremitage im Juli in einem Beitrag vorgestellt und über die Suche nach einem Sponsor berichtet. Dazu hatte der zuständige Bereichsarchitekt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Hans-Wilhelm Hohenberg, erklärt, bei dem Wiederaufbau handele es sich um eine „überschaubare Aufgabe“. So wäre die Holzkonstruktion, die aus rohen Baumstämmen gezimmert und mit Borke verkleidet war, wieder aufzurichten. Ein Zimmerer könnte sie als anspruchsvolles Meisterstück anfertigen, meinte der Architekt, gleiches sei für das mit Ried eingedeckte Dach möglich. Es überzog eine Kuppel mit einer so genannten Laterne, durch die das Licht in den ovalen Innenraum fiel. Im Gegensatz zum Äußeren des Baus war dieser Salon recht aufwändig gestaltet. Er besaß einen Fußboden aus schwarz-weißen Marmorfliesen, in der Mitte waren als Mosaik zwei Karten der Erdhalbkugeln eingelegt. Die Wände waren mit edlen Hölzern furniert, über den beiden Türen zeigten Supraporten astronomische Instrumente. In den vier Nischen standen Gipsabgüsse von Skulpturen der antiken Lykomedesgruppe. Die dem Berliner Maler Johann Joseph Frisch übertragene Ausmalung der Kuppel stellte die Planetengottheiten und die Tierkreiszeichen dar. Zur Möblierung gehörten zwei große blassblaue Sofas (siehe oben abgebildetes Foto). Wie Hans-Wilhelm Hohenberg berichtet, sind vor dem Abriss 1964 wesentliche Teile der Inneneinrichtung geborgen und im Depot eingelagert worden. Sie ständen also für den Wiederaufbau zur Verfügung. Die Innengestaltung deutet darauf hin, dass auch die Eremitage durch König Friedrich Wilhelm II. für spiritistische Sitzungen genutzt wurde. Das Bauwerk ist wahrscheinlich 1793/94 nach einem Entwurf von Langhans errichtet worden. Es stand am Ende eines Weges, auf dem der König Zwiesprache mit dem Totenreich hielt. Dieser Weg führte vom Marmorpalais an Gedächtnisurnen für den früh verstorbenen Lieblingssohn des Königs, Alexander, und seine Geliebte Gräfin Ingenheim, der Pyramide, die als Eingang zur Unterwelt verstanden wurde, der Muschelgrotte und einem Isis-Heiligtum vorbei zur Einsiedelei, die hinter einem dichten Gehölzgürtel versteckt war. Dies wird als Symbol gewertet, dass sie nur von „Eingeweihten“ nach langem mühsamen Weg gefunden werden konnte, die dort zu höherer Erkenntnis gelangten. Mit der Eremitage gewänne der Neue Garten ein weiteres wichtiges Parkbauwerk zurück, nachdem hier im ehemaligen Grenzgebiet bereits die Meierei saniert und als Ausflugslokal wieder eröffnet wurde und seit Herbst – wie berichtet – ein Förderverein die Restaurierung der nahe gelegenen Muschelgrotte betreibt. Laut Stiftungs-Chefrestaurator H.-Christian Klenner gehen dort die Arbeiten gut voran. So sei es dem Verein gelungen, schwer erhältlichen Raseneisenstein zu ordern, mit dem ursprünglich große Teile der Fassade der Grotte verkleidet waren.
Erhart Hohenstein
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