zum Hauptinhalt

Sport: Einst Jörg Drehmel, jetzt Lucas Kuske

Heinz Rieger führte Leichtathleten zu Olympiamedaillen und trainiert mit 74 immer noch Bob-Anschieber

Stand:

Wenn Kevin Kuske aus Potsdam heute und morgen bei den Bob-Europameisterschaften in Cortina d“Ampezzo den Zweier und Vierer des Oberhofers André Lange anschiebt, wird Heinz Rieger daheim in der Haeckelstraße wieder gespannt die Rennen seines einstigen Schützlings verfolgen. Nachdem Kuske, bis dahin von ihm trainierter 100-Meter- Sprinter des SC Potsdam, Ende 1999 von der Tartan- in die Eisbahn gewechselt war, betreute Rieger ihn weiterhin beim Üben im heimischen Luftschiffhafen, ehe der Olympiasieger vor zwei Jahren von Athletiktrainer Carsten Embach übernommen wurde.

Aber auch Heinz Rieger macht weiterhin Bob-Anschieber fit . Im April feiert er seinen 75. Geburtstag, trotzdem kann man ihn fast täglich als Trainer im Luftschiffhafen erleben. „Was soll ich sonst machen? Soll ich etwa zu Hause rumsitzen? Meine Beschäftigung macht mir immer noch viel Spaß“, meint der gebürtige Schlesier, der bis 1955 selbst aktiver Weit- und Dreispringer war, ehe er Leichathletik-Coach in Potsdam wurde. Er führte Dreispringer Jörg Drehmel 1972 zu Olympia-Silber, Fünfkämpferin Burglinde Pollak 1972 und 1976 jeweils zu Olympia-Bronze. „Meine Athleten haben bei Olympischen Spielen, Europameisterschaften und Cup-Wettbewerben insgesamt 17 Medaillen gewonnen“, weiß Rieger, der auch seinen Sohn Peter zum 8,10- Meter-Weitspringer formte, noch heute.

Als nach Kevin Kuske mit Thomas Pöge 2002 ein weiterer seiner Schützlinge vom Zehnkampf zu den Bobfahrern ging, orientierte sich auch Heinz Rieger um. „Für die Bobrennen begann ich mich schon zu interessieren, als mit Meinhard Nehmer und Raimund Bethge zwei unserer Potsdamer Leichtathleten in den 70er Jahren auf die Schlitten wechselten“, erinnert sich der rüstige Rentner. Inzwischen hat er in Potsdam acht junge Potsdamer unter seinen Fittichen, von denen Sascha Schelter bereits den Sprung zur jetzigen EM nach Italien geschafft hat; wenn auch „nur“ als Ersatzmann des Florschütz-Vierers. Kevins drei Jahre jüngerer Bruder Lucas Kuske (25) sowie die Brüder René (22) und Peter Tiefert wurden am vergangenen Wochenende in Altenberg Deutsche Juniorenmeister im Vierer des Oberhofers Maximilian Arndt und blicken nun dem Start bei den Junioren-WM entgegen. Zu den weiteren Talenten zählen Marcel Miserius (23) und Gino Gennadi (18).

Als Trainer der alten Schule führt Heinz Rieger seine Jungs mit harter Hand. Lucas Kuske hält das für richtig. „Herr Rieger ist ein strenger Trainer, aber ohne Schliff geht es nicht. Ohne Härte wird man kein guter Bobsportler“, sagt der junge Mann, der sich derzeit auch selbst zum Bobpiloten ausbilden lässt. Sein Coach, der am Donnerstag vom SC Potsdam für sein langjähriges Engagement ausgezeichnet wurde, traut ihm auch hier einiges zu und sieht sogar „reelle Chancen“ dafür, dass in einigen Jahren ein Bob Lucas Kuske/Kevin Kuske durch die Eisbahnen donnern könnte. „Das ist nur eine Frage der Gesundheit.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })