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Das Haus in der Stiftstraße 5 gab der Straße ihren Namen.

© Andreas Klaer

Von Erhart Hohenstein: Einst Nobelstift des Adels

Stiftstraße 5 wird Heim für Demenzkranke, die Nr. 8/8a ein Wohnhaus

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Der Bau, der der Stiftstraße den Namen gegeben hat, wird vor dem Verfall gerettet. Wie der Landesausschuss für Innere Mission (Lafim) auf Anfrage den PNN mitteilte, soll das zum Hasenheyerstift zählende rote Backsteingebäude Nr. 5 zu einem Altenheim für Demenzkranke ausgebaut werden. Vorgesehen sind etwas mehr als 30 Plätze. „Die Planungen dafür sind weit fortgeschritten“, erklärte Holger Westphal, Lafim-Fachbereichsleiter für Gebäude- und Immobilienmanagement. „Wir haben bei der Stadt Bauantrag gestellt und hoffen, zeitnah mit den Arbeiten beginnen zu können.“

Damit wird das Gebäude mit nur kurzer Unterbrechung wieder für soziale Zwecke genutzt. Es war 1908 vom vornehmen Nobilitas-Verein als Stift für ältere Damen von Adel errichtet worden und gab dem zuvor zur Zeppelinstraße gerechneten Seitenweg den Namen. Noch 1949 nennt das Potsdamer Adressbuch als Stiftsdamen Angehörige der berühmten Adelsfamilien von Seydlitz, von Tettau, von Puttkamer und von der Bussche. Oberin war Rose-Marie Gräfin Finck von Finkenstein.

In der DDR-Zeit nutzte das Hasenheyerstift das Gebäude als Seniorenheim, die Bewohner zogen aber nach der Wiedervereinigung in einen auf dem Stammgrundstück neben der Erlöserkirche errichteten Neubau um. Danach war das Haus an das Theodor-Fliedner-Werk vermietet, das hier eine Wohnstätte für 30 Geistig- und Mehrfachbehinderte einrichtete. Wegen des schlechten Bauzustandes der Stiftstraße 5 ist sie jedoch inzwischen in die Leiterstraße verlegt worden. Zum Bürgerhaushalt 2010 reichten Potsdamer den Vorschlag ein, das Haus wieder als Altenheim herzurichten und zu nutzen. Zu diesem Zeitpunkt hatte jedoch der Lafim seine Planungen bereits aufgenommen.

Gerettet wird nun auch der stattliche Bau Stiftstraße 8/8a an der Ecke zur Zeppelinstraße. Er steht seit einem Jahrzehnt leer und schien dem Verfall preisgegeben. Inzwischen zeigt er sich aber in Gerüsten und wird von der Hanseatischen Immobilien Betreuungs und Beteiligungs GmbH (HIBB) wieder für Wohnzwecke ausgebaut. Einbezogen wird die Sanierung des in der Zeppelinstraße 153 anschließenden Eckhauses. Um 1890 in den Formen wilhelminischer Architektur errichtet, diente der Komplex ein Jahrhundert lang als Wohnadresse für gut gestellte Mieter. In den Adressbüchern der 1930er Jahre werden ein Beamter der Reichsbank, ein Kanzleioberinspektor, ein Strafanstaltsoberaufseher und eine Mineralwasserfabrikantin genannt. Ende der 1970er Jahre hatte die Stadt versucht, einige der Wohnungen herzurichten und in bescheidenem Umfang zu modernisieren. Die HIBB hatte bereits 2008 Anlauf genommen, mit rund drei Millionen Euro die denkmalgeschützten Mietwohnhäuser zu sanieren. In einer Pressemitteilung kündigte sie an, dort bis Ende 2009 „insgesamt 28 hochwertig ausgestattete Wohnungen zwischen 40 und 140 Quadratmeter“ zu schaffen. Zu den Gründen für die deutliche Verzögerung wollte sich HIBB-Geschäftsführer Jörg Müller nicht näher äußern. Die Gründerzeitgebäude seien „Volldenkmale“ und besäßen laut Denkmalschutzbehörde eine außergewöhnliche gestalterische und architektonische Qualität. Das vor dem kritischen Battis-Bericht zur Baubehörde eingeleitete Genehmigungsverfahren sei wegen der Bedeutung der Bauten relativ kompliziert verlaufen.

Erhart Hohenstein

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