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Frostiger Leckerbissen. Im Babelsberger Extavium lernen Kinder, wie Eis hergestellt werden kann.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Eis am Stiel wie im alten Rom

Mitmachmuseum Extavium bietet Eiszeit-Experimentierkurs an

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Ohne Kühlschrank haben sich schon die alten Römer in den heißen Sommermonaten mit Speiseeis erfrischt. Wie sie das fertigbrachten, erklärt der Physiker Axel Werner, Leiter des wissenschaftlichen Mitmachmuseums Extavium an der Marlene-Dietrich-Allee interessierten Kindern in Experimentierkursen.

Eine halbe Stunde brauchte Werner gestern, um mit den sechs- bis dreizehnjährigen Teltower Mädchen aus Orangen- oder Apfelsaft Eis am Stiel herzustellen. Die Kinder sind mit Freude dabei, zertrümmern mit dem Holzhammer einen großen Eisblock, mischen den entstandenen groben Schnee mit Salz und lassen den Obstsaft in der so entstehenden Kältemischung gefrieren.

„Wir sind in diesem Kurs bewusst ein Stück zurückgegangen inmitten all der vielen technischen Dinge“, erklärt Werner. Und gerade das Einfache und Überraschende weckt das Interesse. Nicht Vorführen, sondern Mitmachen lautet die Devise. Einfache Versuche wie das Eindampfen von „Meerwasser“ auf einem Löffel über der Kerzenflamme führen die Kinder mit sichtlicher Konzentration aus. Minus 29,7 Grad Celsius beträgt hingegen die Temperatur in der selbst hergestellten Kältemischung. Sie lässt die Speiseeis-Zutaten innerhalb weniger Minuten erstarren. Mit Genuss lutschen die Mädchen an ihrem selbst gemachten Eis. Werner erklärt, dass die alten Römer Eis im Sommer aus den Bergen holten oder im Winter gut isoliert in Kellerräumen einlagerten.

Drei Euro kostet die Teilnahme am Eiszeit-Kurs im Extavium pro Kind, sechs Euro der Eintritt in die große Halle mit 130 Exponaten zum Mitmachen. Hier bauen Kinder Solarzellen, erzeugen „Tornados in der Flasche“ und experimentieren gemeinsam mit den Tutoren des Museums im Labor. Laut Werner, der die Einrichtung 2006 maßgeblich entwickelte, habe das Mitmachmuseum 20 Mitarbeiter mit unterschiedlichen Arbeitszeiten. „Wir müssen uns aus den Eintrittsgeldern finanzieren“, erklärt er. Eine Hilfe sei, dass nach dem Umzug aus der Wetzlarer Straße in die Caligari-Halle die Mietkonditionen den Neustart in den neuen Räumen erleichtert hätten. Eine halbe Million Besucher seien in den vergangenen vier Jahren gekommen, täglich würden im Durchschnitt zweihundert große und kleine Gäste die Halle bevölkern. „Wir wollen noch mehr“, sagt der 37-jährige Kurator, der gleichzeitig Vorstand und Geschäftsführer ist. „Wir sind dabei, ein Angebot für eine Zielgruppe der über 12-Jährigen zu entwickeln“, berichtet er.

Beim „Mitmachen“ ist sich der Chef für nichts zu schade. Zusätzlich zur ständigen Weiterentwicklung des Extaviums produziert er täglich Glibberschleim mit Kita-Kindern, erklärt Grundschülern die Solarzelle und verkauft an der Kasse des Extaviums Eis und Hüpfknete.

Günter Schenke

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