Landeshauptstadt: Eisler-Melodie der Spieluhr klingt wieder
Restaurator aus Meißen stellte Kleinod wieder auf
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Innenstadt - Restaurator Klaus Ferner aus Meißen war das Glücksgefühl anzusehen, als gestern um 15 Uhr die Spieluhr am Brandenburger Tor wieder erklang. Pünktlich drehte sich die Krone mit der Darstellung des Potsdamer Stadtpanoramas, dazu war nach Jahrzehnten erstmals wieder die von Hanns Eisler komponierte Melodie der acht Meißner Porzellanglocken zu hören. Nach den drei Glockenschlägen für die Zeit brandete Beifall der zahlreichen Zuschauer auf.
„Bürokratische Hürden“ machte Ferner für die lange Restaurierungszeit von fast vier Jahren verantwortlich. Genau genommen ging es um die Finanzierung. Wie Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski (CDU) sagte, habe die Stadt 25 000 Euro bezahlt. Dafür sieht das Kunstwerk, das im Jahre 1976 der Grafiker Gottfried Höfer (1931-1983) entworfen hat, nicht nur äußerlich wie neu aus, sondern besitzt im Innern eine moderne Technik. Zentraler Blickpunkt ist die neu vergoldete Weltkugel mit den beiden Uhrzeigern. Die Kugel dreht sich in 24 Stunden einmal um ihre Achse. Ebenfalls neues Gold erhielten die Gitter, hinter denen die Porzellanglocken hängen. Die Krone mit dem Stadtpanorama brauchte kein neues Gold. „Es ist ein Wunder, dass die Vergoldung über dreißig Jahre gehalten hat“, so Ferner. Der 69-jährige Meister ist als gelernter Maschinenbauer mit Kunstverstand ein geradezu idealer Konstrukteur und Restaurator für ein derartiges Werk. Ute Samtleben vom Bürgerverein Freies Tor übergab ein Modell und Planungsdokumente Höfers zur Spieluhr an das Potsdam-Museum. Der von Samtleben gegründete Verein hat hohen Anteil am Zustandekommen der Restaurierung.
Pfarrer Martin Kwaschik von der Heilig-Kreuz-Gemeinde berichtete über die „erste ungenehmigte Demonstration“ am 7. Oktober1989 für Demokratie und Menschenrechte. Damals trafen sich an der Spieluhr Vertreter aus dem evangelischen Friedenskreis und zogen durch die damalige Klement-Gottwald-Straße zur katholischen Kirche St.Peter und Paul. Schriftstellerin Sigrid Grabner erinnert sich: „Am Glockenspiel stellten wir uns im Kreise auf, etwa zehn, fünfzehn Leute, fassten uns bei den Händen und begannen zu skandieren: „Wir bleiben hier, verändern wollen wir.“ Günter Schenke
Günter Schenke
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