Sport: Eisprinzessin zum Anfassen
Rund 800 Fans kamen am Mittwoch für Katharina Witt ins Autohaus Ehrl – der Star zeigte Größe
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Rund 800 Fans kamen am Mittwoch für Katharina Witt ins Autohaus Ehrl – der Star zeigte Größe Von Henner Mallwitz Wer am Mittwoch eine Stunde früher ins BMW-Autohaus Ehrl kam, hatte schon keine Aussicht mehr auf einen Sitzplatz. Rund 400 Vorbestellungen waren diesmal für „Sportler zum Anfassen“ eingegangen – 800 Gäste sollten sich letztlich einfinden. Nur, um sie zu sehen, das „schönste Gesicht des Sozialismus“ – Katharina Witt. Von ihren Reizen hatte die 38-Jährige längst nichts eingebüßt, strahlte wie einst und war sichtlich angetan von ihrem begeisterten Publikum, das sich gleich zu Beginn noch etwas gedulden musste. Nein, neben Moderator Dirk Thiele wollte sie irgendwie nicht auf der engen Couch sitzen: Ein Sessel musste her. Dann erzählte sie jedoch gern. Von den ersten Jahren auf dem Eis, von der harten Trainerin Jutta Müller – „Vor ihr habe ich noch heute großen Respekt“ – und von dem Ende ihrer Amateurlaufbahn 1988. Auch damals sei die Trainerin eine gefragte Beraterin gewesen als es um den Einstieg ins Showgeschäft ging. Und vom Comeback, das sie mit ihr durchstehen wollte. „Sie müssen nochmal die Peitsche schwingen, aber bitte nicht so hart“, sagte sie damals zu ihr. „Dann folgte ein wunderschönes Jahr. Das einst so strenge Trainer-Sportler-Verhältnis wich plötzlich einer viel angenehmeren Ebene.“ Und sie erzählte von der Wende, die auch die Wende in ihrem Leben werden sollte. „Damals suchten viele jemanden zum Draufhauen“, erinnerte sich die mehrfache Eiskunstlauf- Olympiasiegerin und -weltmeisterin, die nun in den gesamtdeutschen Medien oftmals die „rote Ziege“ war. Nicht so in den USA. „Dort galt ich als Freiheitssymbol. Der eiserne Vorhang war gefallen, und nun konnte ich meine Träume verwirklichen. Dass ich das aber zuvor auch schon tun konnte, wollte man dort nicht sehen.“ Katharina Witt und die Medien? Ein nicht enden wollendes Thema über Anfängerfehler, Klatsch und Tratsch. Natürlich brauche sie die Öffentlichkeit allein schon wegen der Werbung für ihre Shows. Mit den Wölfen habe sie jedoch noch nie geheult. Mit der Presse habe sie zu leben gelernt, auch mit den Fotografen, die auf sie „angesetzt“ sind. „Das war ja früher nicht anders“, kam es aus dem Publikum. „Ja“, antwortete die einstige „Eisprinzessin“, „aber dort wurde das ganze Zeug dann wenigstens weggeschlossen.“ Und die Männer in ihrem Leben? Eine jener Fragen, die Thiele bekanntlich besonders interessieren. „Wie lange wollen wir denn hier sitzen“, versuchte sein Gast gekonnt auszuweichen, jedoch vergebens. Zu dominant für eine dauerhafte Beziehung? Und überhaupt. Wie war das eigentlich mit dem Playboy? Würden sie das mit 50 auch noch einmal machen? Wie war der Abend mit Jack Nicholson in Berlin? Mit einem solchen Mann redet man doch nicht nur, oder? „Kathi“, die selbst nur ungern so genannt werden will, ertrug es gelassen, im Publikum machte sich hingegen mehr und mehr Unruhe breit. „Ziemlich plump“, war zu hören. Und: „So was macht man im Interview einfach nicht.“ Einige gingen etwas früher. Das Spektakel zum Schluss bekamen sie nicht mehr mit. Das Bad in der Menge, die Bücher und Fotos, die man ihr fürs Autogramm entgegen hielt und den Spaß, den sie dabei hatte. Und dafür hatte sich der Abend dann durchaus gelohnt.
Henner Mallwitz
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