Links und rechts der Langen Brücke: Elektrisierend
Jan Brunzlow über hohe Preise bei Strom und Wasser des kommunalen Unternehmens Stadtwerke, die ein Bahn- und Bäder-Cent sind
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Diskussionen um Preise der Stromanbieter elektrisieren. Spannungsfelder entstehen um die veröffentlichten Rankings über die Kalkulationen und Entgelte deutscher Stromanbieter. Teure Unternehmen versuchen sich zu rechtfertigen, preiswerte fördern die Geiz- ist-geil-Mentalität und versuchen Kunden zu gewinnen. In dieser Woche nun stand wieder die Energie- und Wasser Potsdam GmbH in einem Ranking an hinterster Stelle. Zu teuer, selbst Ökostromanbieter sind preiswerter als das Normalangebot der EWP. Fürwahr. Das Potsdamer Unternehmen hat hohe Preise. Im nationalen Vergleich steht es im obersten Drittel der Preisspirale und immer wieder versucht sich das Unternehmen zu rechtfertigen. Dabei liegen die Zahlen in den Bilanzen klar auf der Hand. Im Jahr 2004 hat die EWP etwa 6,3 Millionen Euro Gewinn ausgeschüttet, im Jahr 2005 knapp sechs Millionen Euro – und das allein an den Mehrheitseigner Stadtwerke Potsdam, dem städtischen Versorger. Ein anderer Gewinnanteil ging an das beteiligte Privatunternehmen Eon.Edis. Der Aufschrei muss nun kommen: Das ist zu viel, die Preise müssen gesenkt werden. Denn der Gewinn vor Steuern betrug jeweils mehr um die zwölf Millionen Euro. Zumal die Stadtwerke ein Instrument der hiesigen Politik und Verwaltung sind und dieses Instrument jederzeit bedient werden kann. Im Aufsichtsrat sitzen Stadtverordnete aller Parteien, deren Vorsitzender ist der Oberbürgermeister persönlich. Warum tun sie also nichts? Sie tun und machen und justieren das Instrument jedes Jahr. Jedoch sind die Preise der EWP – sei es Strom oder Wasser – eine Art Bahn- und Bäder-Cent. Eine Sonderabgabe zur Finanzierung anderer Stadtwerke-Gesellschaften, die ein dickes Minus erwirtschaften und ohne öffentliche Subventionen nicht auskommen. Wie der Verkehrsbetrieb Potsdam. Vor einiger Zeit hat die Stadt Potsdam ihren Finanzierungsanteil am Verkehrsbetrieb um fünf Millionen Euro gesenkt. Der Verkehrsbetrieb musste aber nicht viel einsparen, sondern bekommt es nun aus einem anderen Topf. Dem der Stadtwerke. Gefüllt durch Cash-Cows wie die EWP und die Müllabfuhr. Ein Wechsel zu einem billigeren Anbieter spart auf jedem Fall bei der Stromrechnung bares Geld. Ob dies auch nachhaltig ist, muss jeder Potsdamer Verbraucher für sich entscheiden.
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