Landeshauptstadt: Elf Frauen und die Kunst Mal-Zirkel aus Zentrum Ost stellt in der
Bibliothek am Kanal aus / 2006 besteht er 25 Jahre
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Frauenporträts schauen lächelnd, versonnen oder streng aus ihrem Bilderrahmen. Elf Frauen haben sich bemüht, ihnen nach berühmten Vorlagen ein Gesicht zu geben, bei aller Ähnlichkeit letztlich doch wieder eines mit persönlicher Handschrift. Die Porträtierten stammen aus verschiedenen Jahrhunderten, die elf Hobbymalerinnen sind ganz heutig und gehören zum Mal- und Grafikzirkel der Kunstwerkstatt Ost. Der Zirkel wurde im Oktober 1981 gegründet und kann 2006 sein „silbernes“ Bestehen feiern. Von Anfang an war er für die Teilnehmerinnen mehr als ein Übungsangebot in bildender Kunst. Er ist sinnvolle Freizeitbeschäftigung, Talentpflege und Zusammensein mit Gleichgesinnten. Es wird gemeinsam gelacht, gefeiert und durchaus auch über Probleme gesprochen. Da muss zwischen den Teilnehmerinnen natürlich die Chemie stimmen. Die kleine Runde, aus der mal jemand ausscheidet, mal jemand dazu kommt, doch die Fluktuation ist gering, ist sozusagen aufeinander eingeschworen. Alter und Beruf spielen dabei offenbar keine Rolle, denn die talentierten Damen sind zwischen 20 und 75 Jahre alt, Oma und Enkelin sitzen einträchtig nebeneinander, wenn man sich alle 14 Tage in der Kunstwerkstatt trifft, und auch die Berufe der Laienkünstlerinnen bieten ein breites Spektrum von Studentin über Angestellte und Beamtin bis zu den Rentnerinnen. Manch eine kann sich auch einmal Zuhause hinsetzen und der Malkunst frönen, andere wieder sind so eingespannt, dass nur an den Zirkelabenden am Bild weitergearbeitet wird.
Einende Kraft und zugleich Antrieb ist die Leiterin des Zirkels, Gisela Nommensen (67). Sie regt an, womit man sich bei den Zusammenkünften beschäftigt. Was dann tatsächlich geschieht, wird im demokratischen Meinungsaustausch festgelegt. So entstand z.B. 2004 eine Bilderserie zum Märchen „Zwergnase“, die in der Kinderbibliothek zu sehen war. In diesem Jahr lag das Schwergewicht auf den Porträts, im nächsten soll nach dreijähriger Pause wieder ein Kalender entstehen. Als Bindeglied zwischen Bibliothek und Zirkel wirkt Bibliothekarin Steffi John, die gleichzeitig Zirkelmitglied ist.
Wer so ganz locker und erfolgreich auf die 25 zugeht, der darf auch Rückschau halten. Das tut die diesjährige Ausstellung schon. Neben den Porträts sind Landschaften, Tiere, Blumen und Stillleben zu sehen, die in den vergangenen Jahren entstanden. Und die Techniken reichen vom Aquarell über die Bleistiftzeichnung bis zur Collage. Gisela Nommensen, die jedes Jahr Weihnachts- und Osterkarten entwirft, hat davon ein ganzes Spektrum zusammengetragen und stellt sie ebenfalls vor. Ein skurriles Pärchen erscheint dabei immer wieder. „Meine Mitstreiterinnen warten inzwischen schon, was ich mit den Beiden als nächstes anstelle“, sagt sie lachend. Fröhliche Großzügigkeit beim Lenken und Leiten ihrer zehnköpfigen Künstlerinnencrew scheint denn auch genau das Erfolgsrezept zu sein, dass den Zirkel so lange lebendig erhielt. Die über 40 Bilder der Ausstellung sind ab heute bis zum 13. Januar in der Stadt- und Landesbibliothek Am Kanal zu sehen.H. Dittfeld
H. Dittfeld
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