zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Elf Saunen für Sofort-Gewinn Landeshauptstadt und Stadtwerke stellten

neue Niemeyer-Planung und Alternativen vor

Stand:

Drei Varianten für ein Freizeitbad in der Potsdamer Stadtmitte sind Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) von der Stadt Potsdam und den Stadtwerken am Montag dieser Woche vorgestellt worden (PNN berichteten). Junghanns hatte die Prüfung von unterschiedlichen Bau- als auch Standortvarianten im Vorfeld der Förderung eines Freizeitbades in Potsdam gefordert. Gestern stellten Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Paffhausen die bei Junghanns eingereichten Alternativ-Varianten vor Journalisten vor.

Weiterhin favorisieren Stadt und Stadtwerke das Freizeitbad des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer am Brauhausberg – jedoch in einer weiter abgespeckten Version. Sichtbarstes Zeichen der Projekt-Verschlankung ist der komplette Wegfall des dreigeschossigen Eingangsgebäudes, das ein Café und einen Wellnessbereich enthielt. Stattdessen gehen die Besucher nun direkt ebenerdig in einen unterirdischen Umkleidebereich. Die Brauhausberg-Schwimmhalle soll saniert werden und ein Dach im Niemeyer-Design erhalten.

Die DDR-Schwimmhalle, die am 15. Mai wieder öffnen wird, nannte Paffhausen ein „stabil gebautes Gebäude“, bei dem nur das Dach in einem schlechten Zustand sei. Die große Grundfläche des DDR-Bades komme der reduzierten Niemeyer-Variante sogar zugute, da die Schwimmhalle Funktionen aufnehmen könne, die vorher im Eingangsgebäude oder anderen eingesparten Bereichen untergebracht werden sollten: Elektrotechnik, Schaltanlagen, Wärmetauscher, Umkleidekabinen, Büroräume.

Die Gesamtkosten der verkleinerten Variante gibt Paffhausen mit 36,2 Millionen Euro an. 30 Millionen Euro soll der Niemeyer-Komplex kosten, drei Millionen Euro die Sanierung und 3,2 Millionen Euro das neue Dach der alten Schwimmhalle. Das Niemeyer-Bad im Planungsstand vom Juni 2005 sollte noch 38,5 Millionen Euro kosten. Paffhausen zufolge wurde der wirtschaftlich interessante Saunabereich verstärkt. Geplant sind sieben Innen- und vier Außensaunen, etwa Erd-, Vitamin- und Jahreszeitensauna. Mit dem größeren Saunabereich könne das Niemeyer-Bad sofort Gewinn erwirtschaften, die bisherige Berechnung geht von einem Jahresgewinn von 312 000 Euro aus. Bei 474 600 Besuchern im Jahr werde laut Stadtwerke der Jahreserlös für die Niemeyer-Variante bei 4,6 Millionen Euro liegen – die jährlichen 500 000 Euro Zuschuss der Stadt inbegriffen. Die jährlichen Kosten werden mit 4,3 Millionen Euro angegeben. 282 000 Euro des Überschusses dienten als „Reattraktivierungsrücklage“. Baustart für das Niemeyer-Bad könnte am 30. April 2007, Fertigstellung im Februar 2009 sein.

Als zweite Variante verlegten die Stadtwerke das Sport- und Freizeitbad „Maritimo“ Oer-Erkenschwieck des Büros Dr. Krieger Architekten an den Potsdamer Brauhausberg. Bei dieser Variante soll die alte Schwimmhalle saniert und integriert werden, allerdings nicht mit einem Dach von Niemeyer. Die Gesamtkosten geben die Stadtwerke mit 31,8 Millionen Euro an. Architektur-ästhetisch vergleicht Paffhausen dieses Bad mit einem „Industriezweckbau“. Dritte Variante ist das virtuell in die Potsdamer Speicherstadt verlegte Dr. Krieger-Bad in Bingen, das 31,75 Millionen Euro Gesamtkosten hervorrufen würde. Aufgrund des für diese Varianten nötigen planerischen Vorlaufes könnte Baustart erst 2009 und somit Fertigstellung erst 2011 sein. Kosten und Erlöse liegen bei beiden Varianten bei etwa 4,2 Millionen Euro im Jahr.

Als weitere mögliche Freizeitbad-Standorte prüfte und verwarf die Bauverwaltung den Lustgarten, die Freundschaftsinsel, den ehemaligen Wasserbetrieb in der Friedrich-Engelsstraße 22 und das Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerkes (RAW). Der Bereich der Havelauen wurde ausgeschlossen, weil dort durch die Sichtachsen vom Babelsberger Park das Weltkulturerbe in Gefahr sei.

Wann die Entscheidung des Wirtschaftsministers zum Niemeyer-Bad fällt, ist derzeit nach Angaben des Ministeriums völlig offen. Zunächst müssten die Kritierien zur Prüfung der drei Varianten festgelegt werden, so Sprecher Steffen Kammradt. Die Stadt rechnet jedoch bereits damit, dass im Förderausschuss des Landes am 10. Juli entschieden werden könnte. Dies wurde bei der Präsentation der Bad-Varianten gestern Abend im Hauptausschuss deutlich. Bevor eine endgültige Entscheidung falle, müssten die Stadtverordneten zustimmen, so Jakobs.

Unklar blieb, ob das Niemeyer-Bad auch mit weniger als der maximal möglichen Förderung von 80 Prozent der Kosten realisierbar wäre. Auf diese Frage von CDU-Fraktionschef Steeven Bretz antworteten Jakobs und Paffhausen lediglich, dies könne derzeit nicht beantwortet werden. Festgelegt sei lediglich, dass die Stadtwerke als Bauherr des Bades höchstens zwölf Millionen Euro selbst aufbringen sollten. Bei der bisherigen Planung müssten die Stadtwerke acht Millionen Euro über Kredite finanzieren.

Abgelehnt wurde gestern Abend im Hauptausschuss nach lange Debatte ein Antrag der Linkspartei.PDS, der eine Bürgerbefragung zum Freizeitbad vorsah. Die Mehrheit der anderen Fraktionen konnte den von der PDS vorgeschlagenen Fragen nicht zustimmen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })