Landeshauptstadt: Eltern, entspannt euch!
Mit der Eröffnung der Schule am Schlaatz stehen diesmal genug Gesamtschulplätze zur Verfügung. Schulamt erwartet weniger Rechtsstreits
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Für Eltern ist das Ü7-Verfahren ein weiterer Stresstest in der Schullaufbahn ihrer Kinder. Denn der Wechsel von der Grundschule in die siebte Klasse ist eine ähnlich einschneidende Zäsur wie der Übergang vom Kindergarten in die Schule. Nicht nur werden ab sofort sehr viel mehr Stunden unterrichtet, die Kinder endgültig ganztags an der Schule sein. Vor allem aber wird es nun ernst mit der Zukunft: Welchen Schulabschluss soll das Kind machen und in welcher Zeit? Und vor allem: Welche Schule passt am besten?
Immerhin ein Stressfaktor fällt für das kommende Schuljahr weg: Erstmals soll es genug Gesamtschulplätze in der Stadt geben, verspricht das Schulamt. Während im vergangenen Jahr der Andrang auf diese Schulform so hoch war, dass rund hundert Bewerber keinen Platz bekamen und auf Gymnasien und Oberschulen verteilt wurden, stehen dieses Mal 150 Plätze mehr zur Verfügung. Mit Beginn des Schuljahres 2013/14 wird die Gesamtschule am Schlaatz neu eröffnet - mit vier siebten Klassen und rund 120 Plätzen. Außerdem richtet die Da-Vinci-Gesamtschule eine zusätzliche siebente Klasse ein. Insgesamt gibt es in der Stadt dann fünf Gesamtschulen.
„Wir hoffen, so dem Wunsch der Eltern nachzukommen“, sagt Eckhard Dörnbrack vom Schulamt Brandenburg. Denn viele Eltern, so berichtet der Kreiselternrat, würden ihr Kind trotz einer Gymnasialsempfehlung lieber an einer Gesamtschule anmelden, um den Druck eines Abiturs in zwölf Schuljahren herauszunehmen. Mit der neuen Schule sieht Stefan Wollenberg (Die Linke) „die Tendenz einer besseren Verteilung“. „Ich gehe von einem entspannten Ü7-Verfahren aus.“ Entspannt für das Schulamt heißt auch weniger Rechtsstreits. Aufgrund des Mangels an Gesamtschulplätzen hatten Gerichte letzten Sommer allein 20 Eilanträge von Eltern bearbeiten müssen. Diese wollten auf dem Rechtsweg einen Schulplatz für ihr Kind erstreiten, verloren aber allesamt.
Mit der neuen Schule gibt es erstmals genauso viele Gymnasien wie Gesamtschulen. Die großen Verlierer dieser Entwicklung sind die Oberschulen. Von einst acht sind nur noch vier Oberschulen übrig, drei staatliche und die Montessori-Oberschule. Die Akzeptanz der Oberschule sei gesunken, sagt Dörnbrack. Zu Unrecht, wie er findet. Denn dort werde gute Arbeit geleistet. Auch an einer Oberschule können Schüler nach der Sekundarstufe I die Abiturempfehlung erhalten und auf Gesamtschule oder Gymnaisum, allerdings hier in die zehnte Klasse, wechseln.
Streitpunkt im vergangenen Jahr war auch das Auswahlverfahren selbst. So rügte ein Gericht, dass die Rechtsgrundlage für die Auswahl der Bewerber nicht präzise genug formuliert sei. Demnach können die Schulen einen Teil der Schüler wegen „besonderer Gründe“ aufnehmen, die jede Schule selbst bstimmt. Das sei jedoch „ein unbestimmter Rechtsbegriff“. Nun ist die Gesetzesvorschrift beim Ministerium in Bearbeitung. „Wir gehen davon aus“, sagt Dörnbrack, „dass die rechtliche Grundlage geändert wird und zum neuen Ü7-Verfahren Veränderungen eingebracht werden.“ Dörrnbrack sieht eine präzisere Vorgabe auch als Unterstüzung für die Schulleiter.
Auch wenn es hoffentlich künftig genug Plätze für alle Bewerber und ein transparenteres Verfahren gibt – die Qual der Wahl bleibt den Eltern trotzdem. Das Verfahren sei sehr zeitintensiv, Eltern müssten sich viel informieren, sagt Köbler vom Kreiselternrat. „Bei der Wahl können Eltern schon viel falsch machen“, so Köbler. So empfiehlt der Kreiselternrat etwa, nicht als Erst-und Zweitwunsch die beliebtesten Schulen anzuwählen, sondern auch eine eher unbekannte, bei der dafür die Neigung und die Talente des Kindes zum Profil der Schule passen. Die Stadt wird ab nächster Woche eine Broschüre, auch online, herausgeben, in der sich jede weiterführende Schule in Potsdam mit einem Kurzprofil vorstellt.
Grit Weirauch
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