
© Andreas Klaer
Von Jan Brunzlow: Eltern müssen um Schulplatz bangen
Stadtverordnete wollen nach Schul-Anwahlverfahren sofort reagieren und weitere Gesamtschule öffnen
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Potsdamer Eltern müssen in diesem Jahr besonders um einen Platz an einer weiterführenden Schule bangen. Die Eltern wünschen sich mehr Gesamtschulen, sagte Schulamtsleiter Ulrich Rosenau auf Anfrage. Nach einem ersten Zwischenstand hat sich damit bei der jährlichen Schulauswahl der Sechstklässler der Trend der vergangenen Jahre fortgesetzt. Das Problem daran ist allerdings: Schulverwaltung und Stadtverordnete haben in Potsdam die Zahl der Gesamtschulen in diesem Jahr verringert. Nun soll laut einer Mitteilung von SPD und CDU schnell eine weitere Gesamtschule eröffnet werden. Schulamtsleiter Rosenau will sich dazu am Freitag zu einem Gespräch mit der Schulverwaltung im Rathaus treffen. Thema wird dann neben der Gesamtschule die erneut schwache Anwahl der Oberschulen sein – und die Frage, ob ein neues Gymnasium in Potsdam-West und eine geplante Oberschule am Schlaatz wirklich benötigt werden.
Das haben die Stadtverordneten bereits vor zwei Jahren beschlossen, nun werden sie von der Realität eingeholt. Denn Eltern und Schüler haben bei der Wahl einer neuen Schule ab der siebten Klassen, dem sogenannten Ü7-Verfahren, anders abgestimmt. Geht es nach ihnen, müssen beide Schulen nicht eröffnet werden. Einzig das Babelsberger Goethe-Gymnasium würde dann neu eingerichtet. Bei den Eltern und Schülern sind jedoch vor allem Plätze an Gesamtschulen gefragt: Knapp 500 Schüler wollen auf eine Gesamtschule in Potsdam, doch die drei Schulen haben nur für etwa 330 Schüler Platz. „Da haben wir zu wenig Kapazitäten in Potsdam“, sagte Rosenau, der nun nach Möglichkeiten der Unterbringung suchen muss. „Die Gymnasialkapazität ist dagegen ausreichend, um die Nachfrage zu befriedigen“. Um die mehr als 500 Plätze am Gymnasien haben sich knapp 500 Schüler im Erstwunsch beworben – rein statistisch bekommen sie also alle einen Platz an einem der Gymnasien, wenn auch vielleicht nicht an der gewünschten Schule. Derzeit sieht er keinen Bedarf für ein weiteres Gymnasium in der Haeckelstraße in Potsdam-West – auch nicht für eine Oberschule am Schlaatz. Vor allem diese Schulform hinkt bei der Akzeptanz in der Bevölkerung weiter den anderen Schulformen hinterher. Allein in den letzten fünf Jahren musste die Hälfte der Oberschulen wegen Schülermangels schließen – die verbliebenen vier seien laut Rosenau aber sicher.
Die bei den Schulen erfragten Anmeldezahlen wollte Rosenau im Detail nicht bestätigen, auch die städtische Schulverwaltung verwies aufs Schulamt. Fest steht allerdings: „Die Stadt braucht Gesamtschulplätze“, so Rosenau. Potsdam sei kein Phänomen. Im Schulamtsbezirk Brandenburg an der Havel gebe es in Potsdam, Kleinmachnow, Falkensee und Rathenow Gesamtschulen. Alle hätten regen Zuspruch. „Für die Gesamtschulen spricht offensichtlich das pädagogische Konzept“, so Rosenau. Zudem würden die Eltern mit der Gesamtschule die Form wählen, in der die Kinder bis zur zehnten Klasse den Abschluss wählen könnten und insgesamt ein Jahr länger Unterricht haben. Um bisherige Beschlüsse zu korrigieren, wollen SPD und CDU nun per Dringlichkeitsantrag in der Stadtverordnetenversammlung weitere Gesamtschulplätze schaffen. Ihre Idee: Das Gebäude in der Haeckelstraße wird kein Gymnasium, sondern eine Filiale der Voltaire-Gesamtschule.
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