Landeshauptstadt: Elvis Presley, Ouzo und flaggenfreie Zonen

Wenn die deutsche Mannschaft bei der EM spielt, bietet die Brandenburger Straße ein besonderes Bild. Fußgänger sind dann kaum zu sehen. Dafür stehen Flachbildfernseher vor jedem Döner-Imbiss und allen anderen Bars und Restaurants, davor sitzen Zuschauer, essen, trinken, fiebern mit. Die Straße ist die längste Public-Viewing-Zone der Stadt. Vor dem letzten Gruppenspiel der deutschen Elf am Sonntag gegen Dänemark haben die PNN auch andere Plätze in der Stadt besucht, wo gemeinsam Fußball geguckt wird. Eine Übersicht ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

On The Rocks, Innenstadt

Im „On The Rocks“ in der Lindenstraße gibt es gleich zwei Leinwände, auf denen die EM-Spiele übertragen werden. Für Getränke ist gesorgt, die Drinks in der Bar haben Namen wie „Kiss“ oder „Pangalaktischer Donnergurgler“. Mit dem Essen ist es so eine Sache: Die Speisekarte beschränkt sich auf Chili con Carne. Dafür darf per Lieferservice Pizza bestellt werden. Die Kundschaft ist bunt gemischt und wenn ein Spiel einmal langweilig ist, sorgt die Ausstattung der Bar für Abwechslung – hängen doch schicke schwarz-weiße Zeichnungen von berühmten Rockstars an allen Wänden, von Elvis Presley bis hin zu den Punk-Rockern von The Exploited. HK

Syrtaki, Bornim

Das „Syrtaki“ in Bornim ist ein Geheimtipp, sollte es bei einem EM-Spiel regnen. Denn an das griechische Restaurant in der Potsdamer Straße grenzt ein großzügiger Veranstaltungssaal mit Holzdecke, von der Leuchter herabhängen. Ebenso riesig wie der Saal ist auch die Leinwand, auf der die Spiele gezeigt werden – kein Gast muss also Sorge haben, dass er nur eingeschränkte Sicht hat. Dazu kommt: Während des Spiels lassen sich die gehaltvollen Klassiker der griechischen Küche verputzen – und einen Ouzo gibt es immer noch umsonst dazu. Nur wer Zigaretten nicht mag, dürfte sich unwohl fühlen: Der Saal ist als einziger Bereich des Restaurants auch Raucherzone. HK

Waschbar, Brandenburger Vorstadt

Die Kneipe in der Geschwister-Scholl- Straße ist weder überfüllt noch zu leer, stehen müssen nur die Raucher auf der Veranda. Von dort kann man zwar nicht das Spiel verfolgen, dafür aber in der Halbzeit schon mal die ersten Laien-Analysen austauschen oder alte Freunde begrüßen. Die nämlich trifft man in der Waschbar immer, egal, ob gerade EM ist oder nicht. Das Publikum ist frei von schwarz-rot-gelber Gesichtsbemalung, Schals und Fähnchen, aber trotzdem konzentriert bei der Sache. Dazu mag beitragen, dass quasi von allen Plätzen aus gute Sicht auf die, zugegebenermaßen, etwas kleine Leinwand herrscht. Die Auswahl an lokalen Biersorten ist groß. Will man sich einmal durch die Karte trinken, braucht man eine gute Grundlage. Die gibt es in Form von Nachos, Baguettes und deftigen Burgern. alm

Freiland, Teltower Vorstadt

Schwarz-rot-gold oder andere Landesfarben der EM-Mannschaften werden Besucher im „Freiland“ nicht zu sehen bekommen. Denn auf dem Gelände des alternativen Jugendzentrums in der Friedrich-Engels-Straße sind Nationalflaggen aller Art unerwünscht. Wer dennoch eine Fahne mitbringt, muss sie auf einem „Flaggen“-Parkplatz ablegen. Zu den Spielen, die an einer Leinwand unter freiem Himmel übertragen werden, gibt es Bier, Limo und Gegrilltes – mitsamt Extraangeboten für Vegetarier. Das zumindest ist ziemlich entspannt. HK

Lindenpark, Babelsberg

Der Mittelpunkt für EM-Fans in Babelsberg ist der Lindenpark in der Stahnsdorfer Straße. Hunderte Besucher strömen, gerade bei den Deutschland-Spielen, auf das weitläufige und idyllisch zwischen viel Grün gelegene Freigelände des Kultur- und Familienzentrums. Der Andrang bringt aber auch seine Unannehmlichkeiten mit sich: Streckenweise bilden sich Schlangen an den Bierständen. Dafür gibt es ein buntes Rahmenprogramm mit Flohmärkten, Talkrunden, einem Tipp-Spiel und Torwandgeballer – und alles kostenlos. HK