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Homepage: Empfindlich wie eine Mimose

Die Mimosa Pudica reagiert auf Berührung

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Am Botanischen Garten der Universität Potsdam wird nicht nur geforscht. Die Besucher können auch zahlreiche exotische Pflanzen bewundern. In den PNN stellen Biologen der Uni einmal im Monat eine der Pflanzen vor.

Die Mimose ist eine Pflanze, deren Name sprichwörtlich geworden ist: Besonders empfindliche Menschen nennt man Mimosen, weil diese Pflanze bereits auf sachte Berührung heftig reagiert. Sie faltet dann ganze Blätter innerhalb sehr kurzer Zeit zusammen. Der deutsche Name „Sinnpflanze“, der sich auf diese Reizbarkeit der Blätter bezieht, legt nahe, dass andere Pflanzen keine Sinne haben. Dies trifft jedoch nicht zu: Pflanzen können Tag und Nacht unterscheiden und sogar die Tageslänge feststellen; sie können die Richtung erkennen, aus der Licht kommt, und gezielt in diese Richtung wachsen; sie wissen auch, wo oben und unten ist, so dass sie ihre Wurzeln in die Erde versenken und Stängel, Blätter und Blüten nach oben strecken, nicht etwa umgekehrt. Viele Pflanzen können außerdem Verletzungen wahrnehmen: zwar hört man sie nicht schreien, aber sie scheiden dann flüchtige Stoffe aus, die ihre Artgenossen in der Umgebung vor dem Angriff eines Pflanzenfressers warnen, etwa einer Schnecke, so dass diese vorbeugend Gifte oder ungenießbare Stoffe in ihre Gewebe einlagern können.

Der Berührungssinn der Mimose unterscheidet sich von diesen Sinnesleistungen durch die hohe Geschwindigkeit der Reizleitung. Stupst man nur ein Blättchen ganz am Ende der Fiederblattreihe an, so klappt innerhalb sehr kurzer Zeit das ganze Blatt zusammen. Die Reaktionszeit auf das Stupsen ist mit rund acht Hundertstelsekunden für eine Pflanze sehr gering. Das schaffen sonst nur Austern.

Es ist durchaus umstritten, ob diese für eine Pflanze so auffälligen Bewegungen überhaupt eine Funktion haben. Man hat sie als Schutzreaktion gegen austrocknende Winde gedeutet oder gegen gefräßige Tiere, sagen wir Schafe, die von der zusammengeklappten Pflanze ablassen sollen, weil sie so welk und unappetitlich aussehe. Nachgewiesen hat man bisher nichts davon, und so dumm sind Schafe eigentlich nicht. Die moderne Evolutionsforschung kann sich andererseits nicht vorstellen, dass etwas so Kompliziertes und Energieaufwändiges wie die Bewegungsreaktion der Mimose ohne weitere Bewandtnis entstanden sein soll.

Im Botanischen Garten der Universität Potsdam stehen die Mimosen im Victoriahaus, das jetzt wieder für alle Besucher geöffnet ist. Michael Burkart

Michael Burkart

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