Aus dem GERICHTSSAAL: Empfindliche Haftstrafen für Räuber Zwei der Angeklagten
wurden freigesprochen
Stand:
„Das war kein entgleister Raub. Die Sache war von vornherein als erpresserischer Menschenraub angelegt. Dafür spricht, dass die Täter auch dem Opfer eine Wollmütze über die Augen zogen, um jegliche Identifizierung zu verhindern“, betonte Kammervorsitzender Jörg Tiemann. „Im Gegensatz zur Staatsanwaltschaft gehen wir darüber hinaus allerdings nicht von schwerem, sondern von einfachem Raub aus. Ob eine Pistole oder ein Messer im Spiel war, konnte nicht mit Sicherheit geklärt werden.“ Hinzu kommen gefährliche Körperverletzung und Computerbetrug. Unter Einbeziehung einer zuvor gegen ihn verhängten Gefängnisstrafe von zwei Jahren und elf Monaten (u. a. wegen Mitgliedschaft in der Caputher Geldfälscherbande) wurde der Potsdamer Tommy S. (38) gestern vom Landgericht zu elf Jahren Haft verurteilt. Der in Berlin lebende Ägypter Wael I. (38) erhielt eine Freiheitsstrafe von sechs Jahren und sechs Monaten. Die Mitangeklagten Antje H. (30) und André K. (38) wurden freigesprochen, da ihnen eine Beteiligung am Überfall auf den Immobilienmakler Michael L. nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte. Antje H. – Ex-Lebensgefährtin von Tommy H. – sei von diesem offenbar lediglich als Lockvogel eingesetzt worden, um seinen Plan in die Tat umsetzen zu können. André K., dessen Handy zur Tatzeit in Tatortnähe festgestellt wurde, berichtete, sich wegen eines Drogengeschäftes zufällig im Umkreis der Opfer-Villa aufgehalten zu haben. Das Gegenteil konnte ihm nicht bewiesen werden.
Tommy S. – gelernter Bäcker und Konditor, später wie der Überfallene im Immobiliengeschäft tätig – zeigte sich während des mehrtägigen Prozesses geständig. Er berichtete von etwa 25 000 Euro Schulden, die er bei einem Libanesen namens Mohamed J. hatte. Der drängte auf Rückzahlung. Gemeinsam hätten sie dann den Entschluss gefasst, den als vermögend geltenden Michael L. in seinem Haus in der Jägervorstadt auszurauben, das Vorhaben in der Nacht vom 12. zum 13. Oktober 2006 verwirklicht. Antje H. habe lediglich die Aufgabe gehabt, den Mann abzulenken.Während dessen habe er Mohamed J. und seinen Kumpan Wael I. ins Gebäude geschleust, es selbst mit Anke H. verlassen. Wie die Ausländer den Makler überwältigen wollten, sei ihm nicht bekannt gewesen, so Tommy S.
Michael L. (44) - er war über fünf Stunden in der Gewalt der Täter – berichtete während seiner Vernehmung vom „guten Bösen“ und dem „bösen Bösen“. Zwar hätten ihn beide überwältigt, gefesselt und misshandelt. Doch während Mohamed J. (der böse Böse) auf der Suche nach einem Tresor sämtliche Räume des Anwesens auf den Kopf stellte, lediglich 2500 Euro und zwei Kreditkarten erbeutete, danach drohte, ihn zu erschießen, stelle er bis zum nächsten Tag nicht mindestens 40 000 Euro bereit, habe Wael I. beruhigend auf ihn eingewirkt und seine Fesseln gelöst. Allerdings habe er auch die Geheimzahlen der Geldkarten verlangt, die Michael L. aus Angst um sein Leben verriet. Wenig später hob Tommy S. 1000 Euro damit ab. Der Prozess gegen den ursprünglich mitangeklagten Libanesen Mohamed J. wurde abgetrennt, da er am ersten Verhandlungstag über gesundheitliche Probleme klagte.Hoga
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