
© G. Pohl
Sport: Ende ohne Sahnehäubchen
Der SC Potsdam scheidet nach einer großartigen Sasion in den Play-offs gegen Vilsbiburg aus
Stand:
Die letzte Anzeige auf der Videoleinwand der MBS-Arena hatte großen Aussagegehalt. „Viel Erfolg Vilsbiburg“ leuchtete dort am Samstagabend auf, nachdem die Volleyballerinnen des SC Potsdam (SCP) das zweite Play-off-Spiel im Bundesliga-Viertelfinale gegen Rote-Raben Vilsbiburg 2:3 verloren hatten. So sportlich fair dieser Glückwunsch war, so sehr schmerzte er auch. Denn die Potsdamerinnen waren nah dran, zumindest das dritte Spiel der Best-of-three-Serie zu erzwingen, und mussten am Ende doch dem Gegner gratulieren.
Die 1 483 Zuschauer sahen eine spannende Begegnung, die zwar die ganz große Volleyball-Güte vermissen ließ, dies aber durch Leidenschaft und Spannung ausglich. Vor allem den Potsdamerinnen blieb auch gar nichts anderes übrig, als das zu machen, was die gesamte Saison immer wieder notwendig war: mit viel Einsatz den Verlust an spielerischer Klasse auszugleichen, den der Ausfall verletzter Spielerinnen zur Folge hatte. Lucia Fresco und Nikola Radosova fehlten die gesamte Spielzeit, in den beiden K.o.-Spielen standen Nikol Sajdova und Top-Angreiferin Jessica Rivero nicht zur Verfügung.
Daher klang bei SCP-Trainer Alberto Salomoni bei allem Stolz über die direkte Qualifikation für das Viertelfinale – der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte – auch Wehmut mit: „Was wäre, wenn der komplette Kader auch hätte spielen können“, sinnierte er. Zumal ihn sein Vilsbiburger Kollege bei seinem Gedankenspiel bestätigte: „In Potsdam ist viel Potenzial entstanden für die nächsten Jahre. Da wird noch viel zu sehen sein“, sagte Jonas Kronseder.
Die Chance, ein drittes Spiel gegen die Roten Raben zu bekommen, war am Samstag da. Den ersten Satz gaben die Potsdamerinnen noch deutlich mit 17:25 ab. Zu viele Fehler und zu hektisch gespielte Angriffe machten es den Gästen leicht, mit einfachem Spiel zum Erfolg zu kommen. Im zweiten Durchgang machten die Roten Raben vor allem dann Fehler, wenn der SCP seine Angriffe ruhig ausspielte. Doch fehlte es dem Potsdamer Spiel an Kontinuität. Einer guten Aktion folgte selten eine zweite oder dritte. Symptomatisch: Dem Gewinn des zweiten Satzes folgte der Verlust des dritten. Doch als der vierte Satz deutlich mit 25:16 an die Potsdamer ging, weil vor allem der Block gut stand, Elisa Muri und Bernarda Cutuk gut punkteten und Libera Lisa Rühl die Bälle auch in nahezu aussichtslosen Positionen zurück ins Spiel brachte, wähnte das mitgerissene Publikum den SCP auf der Siegerstraße. „Doch im Volleyball beginnt im fünften Satz alles bei null zu null“, sagte Lisa Rühl im Anschluss. Und da hatte Vilsbiburg das bessere Ende und vielleicht auch das Glück auf seiner Seite.
„Mit dieser Besetzung war es schwer, in den Play-offs zu bestehen“, resümierte Salomoni. Die Möglichkeit der Stellungs- und Positionswechsel waren begrenzt, sodass sein Team kaum variabel agieren konnte und leicht auszurechnen war. Doch sei die Mannschaft gerade wegen und mit der personell schwierigen Situation gewachsen. Auch Lisa Rühl, seit 2010 beim SCP, meint: „Als Team sind wir mehr zusammengerückt. Die Verantwortung ist mehr verteilt und liegt nicht mehr nur bei ein, zwei Spielerinnen.“ Zudem zeichne sich die Mannschaft durch eine ungemeine positive Energie aus. „Da steckt sehr viel Emotionalität drin“, sagte die 24-Jährige.
Dinge, die auch Kathy Radzuweit an der Mannschaft zu schätzen weiß. Mit 32 Jahren ist die Ex-Nationalspielerin die erfahrenste in Salomonis Team. Potsdam ist in ihrer Volleyball-Karriere die achte Station, bei der sie sich vorstellen kann, auch in der kommenden Saison zu spielen. „Mir gefällt, was sich hier an Potenzial entwickelt und wie der Verein sich aufstellt“, sagt sie.
Für Zukunftspläne will sich Salomoni in den kommenden Wochen Zeit nehmen. „Ich muss jetzt auch erst mal runterkommen. Das waren intensive neun Monate“, sagte der 47-jährige Italiener. Und er ist sich sicher: Auch wenn das Sahnehäubchen auf die gelungene Saison versagt blieb, werde seine Mannschaft den verpassten Einzug ins Halbfinale verdauen.
Potsdam: Radzuweit, Rühl, Muri, Jelic, Gründing, Dörfler, Cutuk, Page, Murray-Méthot, Sajdova
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