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Links und rechts der Langen Brücke: Endlich vom Bund erwählt

Guido Berg findet, die Entscheidung für Potsdam als Sitz einer großen Bundesinstitution – wie nun des Bundespolizeipräsidiums – war längst überfällig

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Das wurde aber auch Zeit: Als ob die Braut bislang einfach zu hübsch und zu attraktiv war, als dass sich jemand zu fragen traute. Nun endlich ist sie doch auserwählt worden, Potsdam, die schöne Stadt an der Seite der Metropole Berlin, nun endlich wird auch sie Sitz einer großen Bundesinstitution, des neu zu schaffenden Bundespolizeipräsidums. Niemand wird sich fragen, wie der Bundesinnenminister gerade auf Potsdam kommt. Aber jeder, warum der Bund nach 1990 so lange gebraucht hat, um sich an den gedeckten Tisch zu setzen: Potsdam ist traditionell eine Beamtenstadt, eine Stadt der Administration. Potsdam hat eine gemeinsame Grenze mit der Bundeshauptstadt – Pendler nehmen die S- oder die Regionalbahn. Potsdam ist mit seinen Gärten und Parks wie mit seiner schönen Innenstadt idealer Ort zum Leben und Arbeiten. Die Wissenschaft hat diese Standortvorteile längst erkannt: 30 Institute haben ihren Sitz in Potsdam. Nun scheint die Kunde von der schönen Braut, die noch zu haben ist, auch den Bund erreicht zu haben. Erst jüngst erhielt Potsdam den Zuschlag für die Bundesstiftung Baukultur, die nach ihrer Gründung am 21. September an der Schiffbauergasse ihren Sitz nehmen wird. Doch das konnte ja noch nicht alles gewesen sein. Andere Länder und deren Großstädte waren da in der Vergangenheit wesentlich großzügiger bedacht worden. Das sächsische Leipzig zum Beispiel: Das Bundesverwaltungsgericht wurde 2002 von Berlin nach Leipzig verlegt. Auch der 5. Strafsenat des Bundesgerichtshofs ist in Leipzig angesiedelt. Die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen hat eine Außenstelle in Leipzig. In Magdeburg unterhält der Bund seine Oberfinanzdirektion und sein Vermögensamt. Zudem hat dort die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost ihren Sitz. In der thüringischen Hauptstadt Erfurt ist das Bundesarbeitsgericht zu finden. In Schwerin sieht es mit Bundeseinrichtungen auch ein wenig dürftig aus. Allerdings ist Schwerin auch die kleinste Landeshauptstadt Deutschlands. Immerhin findet sich dort die Außenstellen des Bundesamtes für Güterverkehr und des Eisenbahn-Bundesamtes sowie eine Nebenstelle der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Im Vergleich der genannten Städte war Potsdam vom Bund also ein wenig links liegen gelassen worden. Bisher bedacht mit einem Hauptzollamt und dem Militärgeschichtlichen Forschungsamt kommen nun 700 Stellen der Bundespolizei hinzu. Das stellt die Braut zufrieden – und macht doch Lust auf mehr.

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