Neulich in der MENSA: Endlich wieder Grünkohl
Diese Woche gab es Grünkohl in der Mensa. Eigentlich kaum der Rede Wert.
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Diese Woche gab es Grünkohl in der Mensa. Eigentlich kaum der Rede Wert. Wenn nicht alle vorher laut „Endlich wieder Grünkohl“ gerufen hätten, obwohl sich dann doch keiner am Tisch an das klassische Wintergemüse herantraute. Verkochte Nudeln mit fader Tomatensoße und trockene Hacksteaks wurden mehr oder weniger zufrieden verspeist. „Hätte man vielleicht doch den Grünkohl nehmen sollen“, war hier und da zu hören. Warum auch nicht. Schon die Römer wussten die rauen Blätter zu schätzen, weil sie angeblich gegen Schlangenbisse helfen, bei den Griechen hielt sich gar der Mythos, dass das grüne Gemüse gegen die Folgen von Trinkgelagen helfen würde. Da war man zumindest in Holland realistischer, ein Arzt löffelte einer Patientin so lange Grünkohl ein, bis sie erbrechen musste – und so die zuvor verschluckte Nähnadel wieder zum Vorschein kam. Dennoch: Grünkohl ist über alle Maßen gesund, steckt voll mit Ballaststoffen und Chlorophyll, Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen, Vitamin A, C, E, K und B2, Eiweiß und viel Folsäure, die bekanntlich fruchtbar macht. Alles drin also, was man gerade im Winter so braucht. Und auch als Reminiszenz an den Sommer taugt der Kohl: Wegen seines Wuchses bezeichnet man das nach dem ersten Frost geerntete Gemüse in Ostwestfalen-Lippe liebevoll als „Lippische Palme“. Und schließlich ist eine Portion Grünkohl auch ein beherzter Beitrag zum Klimaschutz, denn das Grünzeug ist extrem regional, wächst auf jedem märkischen Acker. Bleibt die Frage, warum an unserem Tisch keiner das grüne Gold essen wollte. Vielleicht lag es ja gar nicht an dem Kreuzblütengewächs, sondern an der Wurst, die es dazu gab. Knacker heißt die in Brandenburg, woanders Grützwurst und in der Gegend von Bremen-Oldenburg wird sie salopp „Pinkel“ genannt. Darüber hätte man vielleicht nicht zu lange nachdenken sollen. W. Kotti
W. Kotti
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