Sport: Endspiel-Stimmung der ungleichen Art
Turbine Potsdam braucht wichtige Punkte im Titelkampf. Für den BV Cloppenburg geht es um das Überleben in der Bundesliga
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Für beide Mannschaften hat es drei Spieltage vor Saisonschluss Endspiel-Charakter. Wenn am morgigen Sonntag Turbine Potsdam und der BV Cloppenburg im Karl-Liebknecht-Stadion (14 Uhr) aufeinandertreffen, geht es für beide Team fast schon um alles oder nichts. Und das auf höchst unterschiedliche Art und Weise. Will Turbine im Dreikampf um die Deutsche Meisterschaft und die direkte Champions-League-Qualifikation auf Augenhöhe mit Wolfsburg und dem 1. FFC Frankfurt bleiben, ist ein Sieg Pflicht. Cloppenburg indes braucht jeden Punkt im Kampf um den Klassenerhalt.
Dass ihr Team in dieser Situation ausgerechnet zum Tabellenzweiten nach Potsdam reisen muss, ist für Tanja Schulte der ungünstigste Zeitpunkt. „Denn eigentlich geht man lieber vollkommen ohne Druck in die Spiele gegen Potsdam, sodass man befreit aufspielen kann. Dann machen solche Spiele nämlich auch Spaß“, sagt die Cheftrainerin des BV Cloppenburg.
Von „ohne Druck“ ist beim derzeitigen Tabellenvorletzten allerdings nichts zu spüren. Die Situation für den Aufsteiger ist dramatisch, wenn auch nicht hoffnungslos. Bisher stehen die Niedersächsinnen mit 16 Zählern auf dem elften Tabellenrang. Doch mit nur zwei Punkten Rückstand auf den MSV Duisburg ist das rettende Ufer durchaus noch in Sicht.
„Wir sind nicht meilenweit abgeschlagen, das haben auch die Spiele immer wieder gezeigt“, sagt Schulte. Viele Partien hätte ihre Mannschaft durchaus gleichwertig gestaltet, wenn nicht sogar dominiert. „Doch am Ende fehlten uns die Erfahrung und Cleverness.“ Dabei haben viele ihrer Spielerinnen genügend Erfahrungen – nicht nur auf nationaler Ebene. Der Kader des BVC ist gespickt mit ehemaligen Junioren-Nationalspielerinnen wie Imke Wübbenhorst, Mandy Islacker, Annabell Jäger sowie ausländischen Auswahlspielerinnen wie der Schwedin Sofia Jakobsson.
„Die Qualität ist da, doch wir mussten zu Beginn der Saison viele Neuzugänge integrieren“, so Schulte, die mit Marie-Lousie Bagehorn und Daniela Löwenberg auch zwei ehemalige Turbinen in ihrer Mannschaft hat. Erst in den letzten Spielen habe ihre Mannschaft zueinander gefunden. Dies spiegelt sich auch in der jüngsten Ergebnissen der Cloppenburgerinnen wider, die in den Duellen gegen die direkte Konkurrenz aus Duisburg, Sindelfingen und Hoffenheim insgesamt sieben Punkte holen konnten. „Das Unentschieden gegen Hoffenheim war allerdings eher ein Rückschlag“, so Schulte. Doch durch die Spielpause am vergangenen Wochenende blieb der Mannschaft genügend Zeit, diesen zu verarbeiten. Weniger Zeit blieb den Turbinen, die zweite Niederlage im dritten Spiel innerhalb von vier Wochen gegen den VfL Wolfsburg aus der Vorwoche zu bewältigen. Durch den 2:0-Sieg gegen die Mannschaft von Turbine-Chefcoach Bernd Schröder machten die Wolfsburgerinnen aus einem Zwei- einen Dreikampf im Titelrennen. „Wir sind zweimal mit der Überzeugung nach Wolfsburg gefahren, dass wir dort gewinnen“, sagt Schröder, der vor allem noch immer mit dem Halbfinal-Aus in der Champions League in Wolfsburg hadert. „Das ist für mich heute noch unerklärlich“, sagt er. Doch nicht nur die Spiele hat Turbine verloren, die Mannschaft hat auch an Überzeugungskraft eingebüßt, gegen die Meisterschafts-Rivalen gewinnen zu können. Daher gehe es im Spiel gegen Cloppenburg nicht nur darum, drei Punkte zu holen, sondern den uneingeschränkten Glauben an sich selbst zurückzugewinnen.
Diese zusätzliche Motivation der Potsdamer mache das Ziel ihrer Mannschaft, gegen Turbine Punkte zu holen, zur Herkules-Aufgabe, sagt Tanja Schulte. „Doch wir müssen gegen Potsdam etwas reißen“, meint sie. Und so heißt es für beide Mannschaften Endspiel-Stimmung, bei der nur eines zählt: ein Sieg. chw
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