zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Engel als Türsteher

Dritte Turmfigur der Nikolaikirche für 20 800 Euro restauriert / Im Mai sollen die Gerüste fallen

Stand:

Innenstadt - Die restaurierte dritte Engelsfigur von St. Nikolai steht während der Weihnachtszeit als eine Art Torwächter im Foyer der Kirche. Kirchgänger und Besucher können das Bildwerk, das sonst in vierzig Metern Höhe auf einem der Ecktürme steht, aus der Nähe betrachten: Ein langhaariger geflügelter junger Mann, kunstvoll in ein Gewand gehüllt, den Palmwedel lässig in der rechten Hand haltend. Am Samstag kehrte die schöne Gestalt per Lastwagen aus Ottendorf-Okrilla in Sachsen nach Potsdam zurück. „Wir mussten die Figur mit Brettern einhausen, damit sie unterwegs nicht durch Streusalz beschädigt wird“, erklärte Uwe Ostmann, Diplom-Restaurator bei der dortigen Bau- und Denkmalpflege GmbH.

Eigentlich sollte die Skulptur am Altarraum stehen, berichtete Joachim Uhlig, Vorsteher des Gemeindekirchenrates. Aber der 294 Zentimeter hohe Engel passt mit den Flügelspitzen nicht durch die innere Glastür und so muss sie im Vorraum bleiben. Bei Aufstellen trugen die Akteure weiße Stoffhandschuhe, um die Oberfläche nicht zu beschmutzen oder zu beschädigen. Uhlig hofft, dass sich die Besucher ebenso vorsichtig verhalten und das Kunstwerk unversehrt lassen.

Wie Bernd Redlich, verantwortlicher Architekt für die Restaurierung der Nikolaikirche, erklärt, handelt es sich bei dem dritten Engel um ein verhältnismäßig gut erhaltenes Teil. Zwar hatte die „Seele“, das innere Stützgerüst, mit dem Rost zu kämpfen, die Zinkoberfläche war jedoch nahezu unbeschädigt. Weitaus dramatischer seien die Schäden bei der noch zu restaurierenden vierten Figur, die derzeit noch auf dem Türmchen steht. Sie sei im Krieg heruntergefallen, sagt Redlich, entsprechend größer sei der Restaurierungsaufwand. Laut Uhlig könnte die Wiederherstellung daher kostspieliger werden als die des aktuellen Engels, der 20 800 Euro gekostet habe. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz habe 40 000 Euro Förderung in Aussicht gestellt, so dass die Restaurierung der vierten Skulptur im nächsten Jahr beginnen könne.

„Die größte Herausforderung für uns war ein neues Stützgerüst aus Edelstahl“, berichtet Ostmann über den nur einmonatigen Restaurierungsvorgang. Das Gerüst werde über die alte „Seele“ gestülpt. Zusätzliche Stützen zwischen den Flügeln seien verzichtbar, weil eine stählerne Dreieckskonstruktion im Innern die Stabilität garantiert. Die Oberfläche ist genauso behandelt worden wie die der bereits fertigen Figuren. Das heißt, den aus Zink bestehende Kern haben die Restauratoren mehrfach gestrichen und anschließend den letzten Anstrich aus Polyurethan-Farbe mit feinem Sand „beworfen“. Äußerlich wirkt der neue Engel etwas dunkler als die anderen. „Vielleicht muss er noch mal einen Anstrich erhalten“, sagt der Restaurator.

Wie der Kirchenvorstand berichtet, verlaufe die weitere Restaurierung der Nikolaikirche wunschgemäß. Wahrscheinlich könnte im Mai 2008 ein großer Teil der Gerüste fallen und der Tambour wieder frei stehen. Wenn es nach Uhlig ginge, könnte der Säulengang bereits ab August für die Öffentlichkeit zur Begehung frei gegeben werden. Die Gemeinde erhoffe sich davon zusätzliche Einnahmen. „Wir haben uns mit über zwei Millionen Euro verschuldet und da sind wir für jeden Euro dankbar, der in die Kasse kommt“, erklärt Uhlig.

Bis Ende nächsten Jahres dürfte die gesamte Außenhülle der Nikolaikirche fertig sein. Kostenpunkt insgesamt: sechs Millionen Euro.

Günter Schenke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })