Landeshauptstadt: Engel kehrte auf Friedhof zurück
Skulptur schmückt Friedhof Wichgrafstraße
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Der Engel, von Rowdys und der Witterung beschädigt, stand lange Jahre in der Grabkapelle hinter Grünpflanzen versteckt. Nun zeigt er sich gründlich restauriert wieder auf dem Friedhof Wichgrafstraße. Zwei angehende Restauratorinnen der Fachhochschule Potsdam, Dorothee Brück und Julia Lieffertz, haben mit Unterstützung ihrer Werkstattleiterin Eva Laabs die etwa um 1880 entstandenen Zinkgussskulptur von Korrosionsschäden geheilt und sie mit einem mehrfachen Lacküberzug für einige Jahrzehnte widerstandsfähig gegen Wind und Wetter gemacht. Sie erhielt einen neuen Sockel und eine neue Plinthe (Fußplatte). Darin wurden erhaltene Teile eingebracht.
Wer den an antike Formen angelehnten Engel geschaffen hat, konnten die beiden Studentinnen nicht herausbekommen. Er taucht auch in keinem der Angebotskataloge auf, mit denen Gießereien im 19. Jahrhundert für solche Grabskulpturen warben.
Dennoch stellt er einen herausgehobenen Schmuck für den Friedhof an der Wichgrafstraße dar, denn das war ein Armeleutefriedhof, wie Manfred Mollenhauer weiß. Er leitet in der Kirchgemeinde Babelsberg den Friedhofsausschuss und hat sich seit Jahren für die Restaurierung des Engels eingesetzt. Die Finanzierung wurde durch das Engagement der 4000 Seelen zählenden Gemeinde und das Entgegenkommen der von Prof. Jörg Freitag geleiteten Restauratorenausbildung an der Fachhochschule ermöglicht. Im vergangenen Oktober ging die Skulptur in die Hochschulwerkstatt, ein Dreivierteljahr dauerte die recht aufwändige Restaurierung, die den beiden Studentinnen als Projektarbeit zum Abschluss des 6. Semesters übertragen wurde.
Der Engel wurde nun am Rande eines neu angelegten Gemeinschaftsfeldes für Erdbestattungen – ohne Urnen – aufgestellt. An der Umfassungsmauer werden auf kleinen Metallplaketten die Namen der hier Beigesetzten genannt. Mollenhauer weist drauf hin, dass der alte Friedhof nach wie vor für Bestattungen genutzt wird – für alle, die zur Gemeinschaft christlicher Kirchen zählen, aber auch für Atheisten. Das wissen viele Potsdamer nicht, denn der nur 1,1 Hektar große Friedhof ist im Flächennutzungsplan nicht verzeichnet und fehlt sogar in neu herausgebenen Stadtplänen.
Mollenhauer hat jedoch eine kleine Broschüre über den Friedhof verfasst und veranstaltet hin und wieder Führungen über das Areal, dass sich durch seine idyllische Lage, Ruhe und Abgeschiedenheit auszeichnet. Inzwischen ist die Gemeinde dabei, gestützt auf eine weitere Spendenaktion den unbefestigten Weg zwischen Eingang und Trauerhalle zu pflastern. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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